Das Ende des Digital Divide? – Digitale Mediennutzung von Jugendlichen mit Beeinträchtigung der körperlichen und motorischen Entwicklung

Autor/innen

Schlagwörter:

Digitale Teilhabe, Digitale Mediennutzung, Digitale Ungleichheit, Soziale Medien, Digitale Inklusion, Schüler:innen mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung

Abstract

Digitale Medien sind in vielen Teilen der Welt ein fester Bestandteil des Alltags von Jugendlichen und eröffnen neue Formen der Teilhabe. Für Jugendliche mit Beeinträchtigung der körperlichen und motorischen Entwicklung haben sie das besondere Potenzial, sie durch ortsunabhängige Kommunikationswege in ihrer Teilhabe zu unterstützen.

Vorangegangene Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Jugendlichen jedoch durchschnittlich deutlich seltener digitale und insbesondere soziale Medien nutzen als gleichaltrige Peers. In der vorliegenden Studie wurde geprüft, ob sich diese digitale Ungleichheit seit 2019 verändert hat. Zu diesem Zweck wurde eine Fragebogenbefragung von Schüler:innen im 9. bis 11. Schulbesuchsjahr an Schulen mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (N=127) durchgeführt.

Es konnte gezeigt werden, dass digitale Medien fest im Alltag der Studienteilnehmenden verankert sind und sich die digitale Kluft in der Nutzung von Medien (second digital divide) weitestgehend geschlossen hat. Die Befragten verfügen sowohl über einen vergleichbaren Zugang zu Medien als auch über eine sehr ähnliche Nutzung sozialer Medien wie der Durchschnitt der Jugendlichen in Deutschland (mpfs, 2024). Nur Sprachassistenten nutzen die Jugendlichen mit Beeinträchtigung bedeutend häufiger als ihre gleichaltrigen Peers. Auch im Vergleich mit der vorangegangenen Studie (Sponholz & Boenisch, 2021) konnte in den meisten Bereichen eine Zunahme von Aktivitäten im digitalen Raum verzeichnet werden. Diese Ergebnisse deuten auf eine deutliche Verbesserung der digitalen Teilhabechancen hin.

 

Zusammenfassung in Einfacher Sprache:

Wie nutzen Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen digitale Medien?

Jugendliche nutzen digitale Medien in vielen Ländern täglich. Digitale Medien sind zum Beispiel: Internet, Computer·programme, Handy·programme oder soziale Plattformen. Für Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen sind digitale Medien besonders wichtig. Sie können dadurch von überall aus mit anderen sprechen und so besser dabei sein.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt: Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen nutzen digitale Medien weniger als andere Jugendliche.

Wir haben eine neue Untersuchung gemacht. Wir haben geprüft: Hat sich das in den letzten Jahren geändert? Wie nutzen Jugendliche körperlichen Einschränkungen heute digitale Medien? Dafür haben wir Jugendliche an Förderschulen befragt. Die Jugendlichen mit körperlichem und motorischem Förderbedarf waren in der 9. bis 11. Klasse. Dann haben wir unsere Ergebnisse mit zwei anderen Untersuchungen verglichen.

Das sind unsere Ergebnisse:

Digitale Medien gehören fest zum Alltag der Jugendlichen dazu. Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen nutzen digitale Medien heute mehr als früher. Es gibt kaum noch Unterschiede zu anderen Jugendlichen. Das heißt: Die Jugendlichen können mittlerweile besser am digitalen Leben teilnehmen.

Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen präsentieren sich selbst mehr im Internet. Zum Beispiel: Sie zeigen mehr Fotos oder Videos von sich selbst.

Es gibt einen Unterschied zu anderen Jugendlichen: Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen nutzen öfter Sprach·assistenz auf Geräten. Zum Beispiel: Um Informationen zu suchen, Musik auszuschalten, einen Wecker zu stellen oder das Licht anzumachen.

In Einfache Sprache übersetzt von Maria Calow

Autor/innen-Biografien

  • Jakob Sponholz, Universität zu Köln

    Jakob Sponholz ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und forscht zu digitaler Teilhabe, inklusiver Medienbildung und digitaler Mediennutzung in inklusiven Settings.

  • Kathrin Wolf, Universität zu Köln

    Kathrin Wolf ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und forscht zu Unterstützter Kommunikation und digitaler Mediennutzung in inklusiven Settings.

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Veröffentlicht

27.09.2025

Ausgabe

Rubrik

Medien und Teilhabe

Zitationsvorschlag

Sponholz, J., & Wolf, K. (2025). Das Ende des Digital Divide? – Digitale Mediennutzung von Jugendlichen mit Beeinträchtigung der körperlichen und motorischen Entwicklung. Zeitschrift für Inklusion, 20(3), 83-109. https://inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/842