Dis/ability erraten und erkennen. Zur Differenzproduktion im inklusiven Unterricht.
Schlagwörter:
Inklusion, De-/Kategorisierung, Normalisierung, Dekonstruktion, Lehrkräftebildung, Disability Studies in Education, DiskursanalyseAbstract
In dem Beitrag werden Praktiken der Differenzerzeugung im inklusiven Unterricht aus einer normalismustheoretischen Perspektive untersucht. Im Fokus des Erkenntnisinteresses steht die Tendenz zur entgrenzten Flexibilisierung im schulischen Behinderungsdiskurs, wodurch die Zahlen der Förderdiagnosen steigen. Empirischer Ausgangspunkt ist eine studentische Äußerung über Erfahrungen in einem Praktikum an einer Gesamtschule. Hier werden erste praxisrelevante Erfahrungen im Kontext von Inklusion gemacht und reflektiert. Dabei werden die Studierenden in professionsbezogene Wissensordnung involviert und beginnen, sich im Rahmen derselben zu orientieren und zu positionieren. Zugleich birgt die Anleitung von Lernprozessen immer auch die Gefahr der Reproduktion ungleichheitsrelevanter Aspekte. Im Ergebnis werden sich überlagernde Phänomene schulischer Inklusion in ihrer Ambivalenz aufgezeigt und diskutiert. Deutlich wird das komplexe Zusammenspiel von einer kategorial gestützten schulischen Ordnung, Leistungsanforderungen sowie differenzverstärkend wirkender (sonder-)pädagogischer Adressierungen.
Zusammenfassung in Einfacher Sprache:
Kinder mit Förder·bedarf im inklusiven Unterricht
In inklusiven Schulen lernen alle Kinder zusammen: Kinder mit und ohne Förder·bedarf. Kinder mit Förder·bedarf brauchen manchmal mehr Unterstützung. Darum arbeiten verschiedene Fachkräfte an inklusiven Schulen. Zum Beispiel: Lehrer*innen und Förder·lehrer*innen. Förder·lehrer*innen sollen sich mehr um die Kinder mit Förder·bedarf kümmern.
Ein Student hat ein Praktikum an einer inklusiven Gesamt·schule gemacht. Der Student erzählt von einer Situation in seinem Praktikum: Er war neu in der Klasse. Er kannte die Kinder kaum. Er wusste kaum etwas über die Kinder. Er sollte herausfinden, welche Schüler*innen einen Förder·bedarf haben. Das hat aber nicht funktioniert. Er hat die Kinder mit Förder·bedarf nicht erkannt. Der Student sagt: Das liegt daran, dass die Schule gute inklusive Arbeit macht.
So entsteht vielleicht der Eindruck: Bei inklusivem Unterricht ist es wichtig, dass die Kinder mit Förder·bedarf nicht sofort erkannt werden. Die Schüler*innen sollen unauffällig gefördert werden.
Es gibt auch eine andere Sichtweise auf Inklusion an Schulen: Schüler*innen können besonders gut unterrichtet und gefördert werden, wenn die Lehrer*innen ihre Bedürfnisse kennen. Dann können sie die Schüler*innen besser unterstützen.
Das Beispiel zeigt: Inklusion in Schulen kann zu Widersprüchen führen. Und es kann verschiedene Sichtweisen dazu geben.
In Einfache Sprache übersetzt von Maria Calow
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