Inklusion als Imperativ von (Bildungs-)Gerechtigkeit
Schlagwörter:
Inklusion, Bildungsgerechtigkeit, Anerkennung, essentialistische Behinderung- und BegagungskonstruktionenAbstract
In diesem Aufsatz greife ich die Frage auf, inwiefern Inklusion ein Imperativ von (Bildungs-) Gerechtigkeit ist. Dabei gehe ich auf Einwände von Inklusionsskeptikern ein, wonach Inklusion den Leitnormen von Bildungsgerechtigkeit widerspreche, die sie als Leistungs- und Begabungsgerechtigkeit verstehen. In Hinblick auf den aktuellen Diskussionsstand über den (Bildung-) Gerechtigkeitsbegriff zeigt sich dieses Verständnis als grundlegend falsch. Vielmehr ist Bildungsgerechtigkeit – so die These – als Anerkennungsgerechtigkeit zu fassen, d.h. als institutionalisierte Gewährleistung der Anerkennungsformen der Empathie, des Respekts und der sozialen Wertschätzung. Mit diesen Formen unvereinbar sind in erster Linie die kollektivierende Zuordnung von Kindern zu essentialistisch konstruierten Begabungsgruppen und die sich darauf gründende Zuweisung dieser Gruppen zu unterschiedlichen Schultypen. Insofern ist Inklusion als ein Ansatz zur Überwindung von Ungerechtigkeit im Bildungswesen zu verstehen.