Leistungsdifferenzen im ‚inklusiven’ und im gymnasialen Unterricht – Dokumentarische Videointerpretation mit Fokus auf Raum und Erfahrungsraum
Abstract
Die Umsetzung von Bildungsreformen in Schule und Unterricht, die auf Inklusion zielen, zeigt in der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft eine zunehmende thematische Relevanz. Um praxisrelevante Erkenntnisse über diesen Gegenstandsbereich zu gewinnen, schlägt der Beitrag vor, die Programmatik von der Praxis der Inklusion zu unterscheiden und das soziale Handeln in seinem performativen Vollzug selbst zu rekonstruieren. Vor dem Hintergrund raumtheoretischer Überlegungen wird hierbei den raum-bezogenen Praxen eine besondere Bedeutung beigemessen. Der Beitrag geht diesem Aspekt des Performativen im Rahmen der Methodologie der Praxeologischen Wissenssoziologie nach. Auf der Basis von kontrastierenden Unterrichtsvideografien einer laufenden Dissertation zu Leistungslogiken in ‚inklusiven’ und ‚exklusiven’ Schulformen wird dargelegt, wie mit der Zuschreibung von Leistungsdifferenzen eine differente Zuweisung und Nutzung von „Territorien“ im Goffmanschen Sinne einhergehen. Die eingespielten performativ-räumlichen Praxen sind mit Prozessen der Marginalisierung und der Privilegierung von Schülerinnen und Schülern verbunden und lassen zudem Machtstrukturen erkennen, die sich der Aushandlung entziehen. Das Anliegen des Beitrages ist es, das Erkenntnispotenzial einer raumbezogenen rekonstruktiven Inklusionsforschung auszuloten und die Entwicklung einer entsprechenden Methodologie voranzutreiben.