Die Lernenden helfen einander
Schlagwörter:
Helfen, Kooperation, Lernkultur, Trisomie 21, Downsyndrom, Aufmerksamkeit, Abstraktion, Lernschwierigkeiten, Hyperzyklus, SpiegelneuronenAbstract
Ein Problem des sonderpädagogischen Förderbedarfsbesteht in folgender Paradoxie: Man will beim Lernen helfen, schafft aber
die ungünstigsten Voraussetzungen für diese Hilfe, indem man eine Person als
hilfsbedürftig herabstuft. Deshalb ist ein entscheidender Maßstab für das
Gelingen von Inklusion, ob Menschen mit Beeinträchtigungen nur als Hilfe
Empfangende gesehen oder auch als Helfende anerkannt werden. Dass wir
Menschen lebenslang auf Hilfe angewiesen sind, ist eine anthropologische
Konstante. Die zentrale Bedeutung der „Hilfe zur Selbsthilfe“ für die
geistige Entwicklung ist experimentell gut belegt. Die Bedeutung, die das
spontane Bedürfnis zu helfen für die geistige Entwicklung Heranwachsender
hat, ist dagegen noch immer wissenschaftliches Neuland. Der Text geht der
Frage nach: Inwieweit ist es prinzipiell möglich, in pädagogischen Prozessen
Kreisläufe der gegenseitigen Hilfe und Förderung so zu organisieren, dass
niemand nur Hilfe empfängt, sondern auch sich selbst als hilfreich erleben
kann?