Oliver Koenig: „Nur in der Freiheit ist Entwicklung möglich“: Auf der Suche nach Guter Form, oder was macht aus einer helfenden eine hilfreiche Beziehung, am Beispiel der Persönlichen Betreuung und Begleitung im Alltag von und mit Menschen mit psychischen Erkrankungen des Vereins LOK

Abstract: Wann ist und was macht professionelles Handeln hilfreich? Diesen Fragen möchte der vorliegende Text nachgehen und dabei eine theoretische Annäherung an eine Theorie hilfreicher Beziehungen leisten. Dies geschieht eingebettet in eine Studie, die sich mit Fragen der Wirkungen und des Verstehens von Wirkfaktoren innerhalb der ambulanten Begleitung von erwachsenen Menschen mit psychischer Erkrankung am Beispiel der „Persönlichen Betreuung und Begleitung im Alltag“ des Vereins LOK beschäftigt. Im Rahmen des vorliegenden Beitrages wird zunächst auf Forschungstraditionen eingegangen, welche Fragestellungen des Wirkens sozialer Hilfen im Kontext extramuraler Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischer Erkrankung behandelt sowie daraus Faktoren für wirkungsvolles Handeln abgeleitet haben. Im Anschluss werden das untersuchte Gegenstandsfeld, die leitenden Fragestellungen sowie das Forschungsdesign vorgestellt. Bevor im Rahmen dieser Untersuchungen herausgearbeitete Wirkungen und Wirkfaktoren systematisierend beschrieben werden, erfolgt zunächst ein für das Verstehen der gegenstandsbezogenen Theorie notwendiger Exkurs über die organisationale Einbettung sowie Besonderheiten des untersuchten Feldes. Kernstück dieses Beitrages ist die Skizzierung einer Theorie hilfreicher Beziehungen, wozu auf das gestalttherapietheoretische Konzept der „Guten Form“ (Zinker 1994) zurückgegriffen und dieses mithilfe der erhobenen Daten weiterentwickelt wird. Der Artikel schließt mit einigen Implikationen sowie kritischen Anmerkungen zu Möglichkeiten der Weiterentwicklung des untersuchten Arbeitsfeldes[1].

Stichwörter: Ambulante Begleitung, Recovery, Wirkungen, Theorie hilfreicher Beziehung

Inhaltsverzeichnis

  1. Hinführung zum Thema
  2. Forschungsfeld, Fragestellungen und Forschungsdesign
  3. Standortbestimmung, Abgrenzung, Wirkungen und Wirkfaktoren der Persönlichen Betreuung
  4. Vom Finden einer Guten Form als Kernprozess
  5. Theoretische Grundbegriffe und Grundannahmen
  6. Differenzierung von Guter Form als Annäherung an eine Theorie hilfreicher Beziehungen
  7. Implikationen

 

1. Hinführung zum Thema

Wie in anderen (Mittel-)Europäischen Ländern hat sich in Österreich seit den Gesetzgebungen zur De-Hospitalisierung in den 90er Jahren das System der Unterstützung für Menschen mit psychischer Erkrankung von einem klinisch-institutionellen zu einem integrierend-komplementären sozialpsychiatrischen System entwickelt (vgl. Gruber et al. 2018). Innerhalb der Inklusionspädagogik nehmen Forschungen zu Lebens- und Unterstützungssituation von erwachsenen Menschen mit psychischer Erkrankung bislang ein Nischendasein ein. Getragen von den Entwicklungen und der zunehmenden Akademisierung des interdisziplinären Forschungsfelds der Disability Studies (Goodley 2017) haben sich zeitlich verzögert auch die sogenannten Mad Studies „as an epistemological and methodological shift away from the paternalistic professional dominance over the lives of those deemed mad“ (LeFrancois, Beresford & Russo 2016, 1) etabliert. Dabei geht es ähnlich eines Sozialen, Kulturellen bzw. Affirmativen Modells von Behinderung (French & Swain 2000) darum, sowohl medizinisch-psychiatrische Pathologisierungen eines “altered state of mind” sowie damit verbundene Gewalterfahrungen zu thematisieren, als auch um eine „celebration of mad community and experiences, but without glamorizing or effacing what at times may be experienced as unbearable distress and deep pain“ (ebd. 2). Im Unterschied zu der v.a. intellektuellen Tradition der Anti-Psychiatrie sind die Mad-Studies federführend von Akademiker*innen mit Psychiatrieerfahrung hervorgegangen. V.a. international bedeutsam und Policy-wirksam waren und sind von Psychiatriebetroffenen initiierte Studien geworden, welche unter dem Schlagwort „Recovery“eine neue „Guiding Vision of the Mental Health Service System“ (Deegan 1988) vorlegt haben. Darin wird Recovery verstanden als ein “process, a way of life, an attitude, and a way of approaching the day’s challenges. It is not a perfectly linear process. At times our course is erratic and we falter, slide back, regroup and start again. The need is to meet the challenge of the disability and to reestablish a new and valued sense of integrity and purpose within and beyond the limits of the disability” (Deegan, 1988, 15). Gleichwohl die Möglichkeiten und Versprechungen von Recovery kontrovers diskutiert und im Kontext bestimmter chronischer Erkrankungsbilder auch angezweifelt werden, haben Forschungen unter einer Recovery-Perspektive einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet herauszuarbeiten, welche Bedeutung der relationalen Dimension in der Beziehung zwischen professionellen Unterstützer*innen und Menschen mit psychischer Erkrankung, im Erreichen subjektiv als positiv bewerteter Wirkungen zukommt (Andersson 2016). Wie Ljungberg, Denhov, & Topor (vgl. 2015) in einer vergleichenden Metaanalyse herausarbeiten, zeigen sich diese Zusammenhänge unabhängig von Unterschieden in institutionellen Settings. Hilfreiche Unterstützungsbeziehung, müssten demnach in der Lage sein, sich zwischen einer professionellen und einer interpersonalen Dimension hin- und her zu bewegen. Dies idealerweise entsprechend den situativen Erfordernissen und individuellen Bedürfnissen der zu unterstützenden Personen. Die professionelle Dimension verweist auf die durch die Richtung der Hilfserbringung festgelegten funktionalen Rollen (Anbieter*in vs. Empfänger*in), welche gleichsam die natürliche Grenzziehung zu freundschaftlichen und auf der Basis von Freiwillig- und Wechselseitigkeit eingegangen Beziehungen markieren. Auf einer professionellen Ebene schätzen Nutzer*innen Fachkräfte aufgrund ihrer vielfältigen Kompetenzen und ihres Wissens, v.a. im Hinblick auf das Navigieren durch komplexe sozial-administrative (Bei-)Hilfensysteme. Dabei wird besonders geschätzt, wenn Fachkräfte ihr Wissen und ihre Kompetenzen in einer kooperativen (vgl. Borg & Kristiansen 2004 Ljungberg, Denhov & Topor 2016) und nicht in einer bevormundenden Art und Weise (Topor & Denhov 2015) einbringen. Die interpersonale Dimension verweist auf die Potentialität von wechselseitig wertschätzenden und wertgeschätzten interpersonalen Prozessen, die sich auch in einer Unterstützungsbeziehung ereignen können. Eine Vielzahl der Faktoren die Menschen als hilfreich erleben, beziehen sich auf eben diese Prozesse und orientieren sich mehr an dem/der Anbieter*in von Unterstützung als Person, als an deren funktionalen Rollen. So werden auf der interpersonellen Ebene häufig kleine Gesten und Mikro-Affirmationen (vgl. Topor, Dag Bøe & Larsen 2018) geschätzt, welche situativ funktionale Rollen und deren Grenzziehungen überschreiten. Weitere bedeutsame und wiederkehrende Themen sind wie „ein Mensch und nicht wie ein Patient behandelt zu werden“ (Ware et al., 2004; Williams & Tufford, 2012), sowie das Erfahren-Können von Fürsorge und Mitgefühl (Green et al., 2008).
Studien welche aus einer Recovery-Perspektive die Sichtweisen und Herausforderungen von Fachkräfte zu ihrem Gegenstand machen, fokussieren Fragen der Bedeutung von, des Umgangs mit sowie der Entwicklung von Handlungsstrategien in der Gestaltung, Aushandlung und Anpassung von Nähe-Distanz Verhältnissen (Ljungberg, Denhov & Topor 2017) sowie daraus möglicherweise situativ entstehende Rollenkonflikte (Hem 2003). Ein weiterer Forschungsstrang fokussiert konkrete professionelle Herausforderungen einer Recovery-orientierten Praxis wie z.B. die Begleitung von Menschen in ihren vielfältigen Verlusterfahrungen (Buck et al. 2013) bzw. nimmt berufliche Selbstverständnisse und professionelle Positionierungs- und Abgrenzungsversuche von Fachkräften im Kontext des Arbeitens in gemeinwesenorientierten im Unterschied zu klinischen (Eriksen 2013) bzw. therapeutischen Settings (Scanlon 2006) in den Blick.
Was in den bisherigen Forschungsbemühungen weitgehend fehlt sind Untersuchungen, welche die Betreuungsdynamik und die Entwicklung einer als unterstützend erlebten Beziehung sowohl aus der Perspektive der Nutzer*innen als auch aus der Perspektive der Mitarbeiter*innen in den Blick nehmen. Zudem fehlen Bemühungen, die herausgearbeiteten Faktoren und, sowohl divergierenden wie konvergierenden, Sichtweisen zu verwobenen, theoretischen Modellen des Gegenstandsbereichs zu verbinden, womöglich sogar mit Implikationen für eine formale Theorie (vgl. Strübing 2004) hilfreicher Beziehungen.

2. Forschungsfeld, Fragestellungen und Forschungsdesign

Das Projekt „Wirkungen & Theorieentwicklung der Persönlichen Begleitung und Betreuung im Alltag (PB) für und mit Menschen mit psychischen Erkrankungen“wurde vom Verein LOK (Leben ohne Krankenhaus), einer Trägerorganisation der Wiener Behindertenhilfe, in Auftrag gegeben und kann in seiner methodischen und inhaltlichen Ausrichtung als Auftragsforschung verstanden. Dabei orientiert sich die Untersuchung an partizipativen sowie iterativ-performativen Arbeitsweisen und Elementen der Aktionsforschung, enthält aber auch Komponenten von Grundlagenforschung. Durchgeführt wird die Studie durch ein Konsortium bestehend aus Universität Wien (Institut für Bildungswissenschaft) sowie dem außeruniversitären Forschungsbüro queraum im Zeitraum April 2017 bis Oktober 2018. Ihr Gegenstand ist das Arbeitsfeld der ambulanten Begleitung und Betreuung von erwachsenen Menschen mit einer psychischen Erkrankung, untersucht anhand des Dienstleistungsangebots der „Persönlichen Begleitung und Betreuung im Alltag“ (PB) des Vereins LOK.
Der Verein LOK wurde 1989 im Zuge der Umsetzung der Wiener Psychiatriereform von Personen gegründet, welche über berufliche Erfahrungen in der stationären Psychiatrie verfügten und sich in den Prozess der De-Hospitalisierung aktiv einbrachten. Der Fokus des Vereins LOK richtete sich in seiner Tätigkeit von Anfang an auf jenen Personenkreis, der als „nicht bzw. schwer integrierbar“ galt, und der durch die entstehende Landschaft an extramuralen Betreuungs- und Unterstützungsanbietern nicht in einer Art und Weise versorgt werden konnte, dass ein „Leben ohne Krankenhaus“ möglich war.
Die PB wird vom Verein LOK seit dem Jahr 1994 angeboten und ist eine Leistung des „Teilbetreuten Wohnens“ welche vom Fonds Soziales Wien finanziert wird. Die geleistete Unterstützung fokussiert dabei auf drei eng miteinander verbundene Bereiche:

In Summe werden vom Verein LOK im Rahmen der PB ungefähr 260 Klient*innen von etwa 80 Mitarbeiter*innen (inklusive Teamleiter*innen), mehrheitlich in Teilzeitdienstverhältnissen, in zehn Teams an und von drei Betreuungsstützpunkten betreut und begleitet. Wie sich im Zuge der Datenerhebung herausgestellt hat, bietet der Verein LOK im allgemeinen sowie der Arbeitsbereich der Persönlichen Betreuung im Besonderen, mit seiner organisationskulturell gewachsenen non-direktiven Haltung einer „Absichtsvollen-Absichtslosigkeit“ (Mitarbeiter*in Auswertungsgruppe[2]) einen idealen Rahmen um die Wirkungsweisen der relationalen Dimension von Betreuung und Begleitung zu erforschen. Ein/e Mitarbeiter*in bringt im Rahmen einer Fokusgruppe diese „LOK-Philosophie“ in der folgenden Formulierung zum Ausdruck: „und so meine Freunde ausm Sozialbereich oder so, denen schwärm ich immer vor, dass ich äh hier niemand normalisieren, gesund oder irgendwie arbeitsfähig machen muss, sondern das die Leute so sein dürfen wie sie sind und dabei darf ich sie begleiten und da irgendwie so eintauchen und das find ich eigentlich das Tollste von der Arbeit“.
Innerhalb der Aufbau- und Ablauforganisation des Vereins LOK stand und steht die Ermöglichung einer Begegnung und Beziehung von Menschen mit psychischer Erkrankung und professioneller Betreuer*in im Zentrum, ohne daraus einen Heilungsauftrag abzuleiten, oder andere an die/den Klient*in gestellte Anpassungsleistungen im Sinne von zu erreichenden Zielen oder Bedingungen an die Betreuung zu knüpfen. Zur Unterstützung und letztlich auch als Beitrag zur Professionalisierung dieses primären Prozesses (vgl. Nandram 2014) der Ermöglichung individualisierter, ergebnisoffener, und zeitlich nicht vorab fixierter Betreuungs- und Begleitungsprozesse im Setting der Dyade, fungieren eine Reihe an historisch gewachsenen und institutionalisierten Strukturen, Rollen und Praktiken mit einem besonderen Fokus auf Reflexivität, Kontinuität und Stabilität. Dies ist wiederum als eingebettet in eine bis zum heutigen Tag erhalten gebliebene normativ-ethische Orientierung zu sehen, die sowohl von Mitarbeiter*innen aber auch von einigen Klient*innen als besonders identitätsstiftend und das Arbeitsfeld konstituierend wahrgenommen wird. Dies beschreibt ein/e Mitarbeiter*in im Rahmen eines Interviews wie folgt: „also ich glaube schon so ein starkes Engagement auch, von der Gründung her weg, nicht. (…) Die (Gründer*innen) haben ja am OWS (Otto Wagner Spital) gearbeitet und haben dann im Zuge der Psychiatrie Reform dort Missstände gesehen und wollten da etwas tun dagegen. Das hat also schon mit so einem Engagement begonnen und irgendwie habe ich das Gefühl das dieses Engagement nicht verloren gegangen ist, (…) dass das irgendwie so lebendig geblieben ist, und das ist ja bei einer Institution immer sehr heikel also irgendwann besteht immer die Gefahr zu groß zu werden und dann, diese Ursprungsidee eigentlich zu vergessen und sich immer nur selbst reproduzieren zu wollen“.
Die folgenden forschungsleitenden Fragestellungen, welche im Rahmen eines partizipativen Prozesses mit Klient*innen und Mitarbeiter*innen im Vorfeld der Studie entwickelt wurden, standen im Zentrum sämtlicher Erhebungs- und Auswertungsschritte:

Wie angedeutet geht es in dem Projekt darum zu verstehen, wie sowohl Klient*innen als auch Mitarbeiter*innen ihre Beziehungen zueinander erleben, sowie welche wechselseitigen Handlungen und dahinterliegenden expliziten und impliziten Handlungslogiken einen Beitrag dazu leisten, eine helfende Beziehung zu einer hilfreichen Beziehung werden zu lassen. Um ein sowohl theoretisches als auch pragmatisches Sampling der Forschungsteilnehmer*innen zu erzielen, sowie der strukturellen Organisation des Dienstleistungsangebots der Persönlichen Betreuung an drei Betreuungsstandorten mit strukturellen Variationen im Betreuungssetting Rechnung zu tragen, wurde die Datenerhebung in drei Forschungsphasen à sechs Monate aufgeteilt.
Methodologisch orientierten sich die drei Forschungsphasen an einem iterativen Vorgehen in Anlehnung an die konstruktivistische Grounded Theory nach Charmaz (vgl. 2006). Das methodische Vorgehen war mit geringfügigen Unterschieden in allen Forschungsphasen einheitlich ausgelegt. Zunächst erfolgte ein Feldeinstieg, welcher das Ziel verfolgte möglichst viele unterschiedliche Perspektiven von Klient*innen und Mitarbeiter*innen einzufangen und Interviewpartner*innen für die nachfolgenden Tiefeninterviews zu finden. Im Rahmen des Feldeinstiegs wurde in jeder Forschungsphase eine Fokusgruppe mit Mitarbeiter*innen abgehalten. Damit sollten auch gruppendynamische und interaktive Phänomene sowie diskursive Variationen und Dynamiken in der Beschreibung und Aushandlung von Bedeutungen abgebildet werden (vgl. Powell & Single 1996).
Für die Durchführung der Tiefeninterviews wurden seitens des Forschungsteams gezielt Personen angesprochen die an Kurzinterviews respektive Fokusgruppen teilgenommen hatten. Dadurch konnte v.a. mit zeitlichem Fortschreiten des Projektes und ersten erfolgten Auswertungsschleifen das theoretische Sampling im Sinne größtmöglicher Variation von Perspektiven unterstützt werden. Dies fand auch darin seinen Ausdruck, dass einige Forschungsteilnehmer*innen für ein zweites Tiefeninterview eingeladen wurden.
Das Forschungsdesign war in seiner Auslegung auf größtmögliche Transparenz und gezielte Partizipations- und Mitbestimmungsmöglichkeiten von Mitgliedern des Vereins LOK ausgerichtet. Dabei wurden zwei begleitende Gremien eingesetzt, in welchen jeweils Vertreter*innen aller von der Untersuchung unmittelbar betroffener Stakeholder, d.h. Klient*innen, Mitarbeiter*innen und Leitungspersonen, vertreten waren. Die so genannte „Steuerungsgruppe“ diente v.a. Fragen der operativen und strategischen Umsetzung des Projekts, aber auch der gemeinsamen Er- und Überarbeitung von Forschungsinstrumenten. Das zweite, als „Auswertungsgruppe“ bezeichnete Gremium kann in der Terminologie partizipativer Forschung als Referenzgruppe (Goeke & Kubanski 2012) verstanden werden. Im Rahmen von halbtägigen Auswertungsworkshop am Ende jeder Forschungseinheit wurden ausgewählte Interviewpassagen bearbeitet und Zwischenergebnisse vorgestellt und diskutiert.
Die Auswertung erfolgte im Sinne der Grounded Theory als fortlaufender Prozess, wobei sich die zunehmende Verdichtung des Datenmaterials entlang der drei von Charmaz empfohlenen Phasen des initialen, fokussierten und theoretischen Codierens orientierte. Aufgrund der Fülle an erhobenen Daten und zur Unterstützung eines arbeitsteiligen Codierens, wurde auf die Analysesoftware Max-QDA zurückgegriffen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels wurde die empirische Datenerhebung abgeschlossen und das qualitative Datenmaterial befand sich in den finalen Zügen der Auswertung.
In Summe wurden 32 Mitarbeiter*innen (16 Frauen und 16 Männer) im Rahmen von drei Fokusgruppen, 11 Kurz- und 18 Tiefeninterviews sowie 35 Klient*innen (16 Frauen und 19 Männer) im Rahmen von 23 Kurz- und 30 Tiefeninterviews befragt. Sämtliche Fokusgruppen und Interviews von Klient*innen und Mitarbeiter*innen wurden verbatim transkribiert, mit Blick auf ihre Einzelfalllogik ausgewertet, sowie zu Gruppenbezogenen Zwischenergebnissen verdichtet. Mit Hilfe des Prinzips des ständigen Vergleichs wurden auf deskriptiver Ebene sowohl Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Wahrnehmungen und Handlungslogiken zwischen den beiden Gruppen herausgearbeitet und in Richtung eines beide Gruppenperspektiven berücksichtigenden theoretischen Modells verdichtet. In weiterer Folge werden Ausschnitte dieses systematisierend und vergleichenden Forschungsschritts dargestellt, sowie ein erster Einblick in das sich abzeichnende theoretische Modell gegeben.

3. Standortbestimmung, Abgrenzung, Wirkungen und Wirkfaktoren der Persönlichen Betreuung

Im Unterschied zu anderen sozialen Unterstützungsformen, die professionstheoretisch klarer beschrieben und durch Ausbildungsstandards und gesetzliche Bestimmungen geregelt sind (wie etwa der Psychotherapie, der sozialen Arbeit oder der psychologischen/ Beratung), charakterisiert sich das Arbeitsfeld der Persönlichen Betreuung vor allem durch seine potentielle Vielgestaltigkeit und seine fluiden Rollen und Grenzziehungen. Dies wird exemplarisch an der folgenden Interviewaussage eines/einer Mitarbeiter*in verdeutlicht: „also ich habe Psychologie studiert, arbeite aber eher als Sozialarbeiter*in sage ich ( . . ) aber sehr unterschiedlich und ich bin, manchmal bin ich Freund*in, manchmal bin ich Vater/Mutter, manchmal ( . . ) ja und ich helfe den Personen bei ihrer Alltagsbewältigung und ja bei manchen bin ich aber auch eine Art schon Therapeut*in oder so und also, mit manchen rede ich, mit manchen spaziere ich so und dann hm bringe ich meistens noch ein, dass es darum geht dass die Menschen eine Beziehung aufbauen oder eine Beziehung halten“. Bereits früh im Forschungsprozess kristallisierte sich heraus, dass angesichts des offenen Settings Fragen der Transparenz in einem durch Rollen- und Aufgabenpluralität gekennzeichneten Arbeitsumfeld sowohl für Klient*innen als für Mitarbeiter*innen eine besondere Bedeutung zukommt, auch um: „gegenüber (den betreuten Personen) nicht komplett (zu) verschwimmen und auch die Personen nicht (zu) überfordern“ (Mitarbeiter*in Interview).
Das Finden einer im Einzelfall beschreib-, abgrenz- und aushandelbaren Form wird nicht zuletzt aufgrund der im Rahmen des Forschungsprojektes identifizierten Wirkung und der Wirkfaktoren bedeutsam, welche große Überschneidungen mit den Ergebnissen der psychotherapeutischen Wirkungsforschung aufweisen (vgl. Wampold & Imel 2015), oder wie es ein/e Mitarbeiter*in in einem Interview ausdrückt: „diese Arbeit hier ist keine psychotherapeutische, wir haben psychotherapeutische Wirkfaktoren in unserer Beziehungsarbeit, aber es ist halt keine Psychotherapie“.
Die herausgearbeiteten Wirkungen welche von Klient*innen beschrieben und der Begleitung durch den Verein LOK zugeschrieben werden, können grob in drei Kategorien eingeteilt werden:

  1. Wirkungen auf der individuellen Ebene: Hierzu zählen u.a. die Übernahme oder Verstärkung von Mechanismen und Praktiken der Selbstfürsorge; eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und des Wohlbefindens; die (Wieder-) Erlangung (psychischer) Stabilität durch eine Reduktion von Rückfällen, Episoden oder Krisen; seltenere Psychiatrieaufenthalte und teilweise reduzierte Medikation; die Entwicklung positiverer Selbstkonzepte und Einstellungen sowie fallweise die Entwicklung von (neuen) Perspektiven für das eigene Leben (mit Erkrankung).
  2. Wirkungen auf der relationalen Ebene: Hierzu zählen v.a. die durch die Stabilität und Kontinuität der Betreuungsdyade ermöglichten Rückgewinnung von Vertrauen und Sicherheit im Gestalten von sozialen Beziehungen sowie, v.a. vermittelt durch Peer- und Freizeit-Angebote, der Aufbau eines Freundeskreises und sozialen Netzwerks.
  3. Wirkungen auf der strukturellen Ebene: Hierzu zählen u.a. die Unterstützung beim Aufbau einer Beschäftigungs- bzw. Tagesstruktur sowie eines Unterstützungsnetzwerks sowie v.a. die Reduzierung von Leidensdruck und Erhöhung von Lebensqualität durch erfolgreiche sozialarbeiterische Interventionen.

Für alle beschriebenen Wirkungen gilt, dass keine einfachen oder linearen Ursache-Wirkungsmodelle ausgemacht werden können und sämtliche Wirkungen v.a. dort, wo unterschiedliche formale aber auch informelle Unterstützungsformen und Ressourcen im Leben der Person präsent und aktiv sind, diese immer nur im Kontext und Zusammenwirken dieser unterschiedlichen und individuellen Wirkungskonstellationen verstanden werden können. Lediglich bei knapp einem Drittel der befragten Personen war die Persönliche Betreuung durch den Verein LOK das einzige professionelle Unterstützungssystem.
Doch welche Faktoren begünstigen im Erleben der Klient*innen die oben beschriebenen Wirkungen? Auch hier wurde in einem ersten systematisierenden Schritt versucht, die von Klient*innen artikulierten Wirkfaktoren zu tentativen Kategorien zu verdichten, welche nachfolgend beschrieben sind:
Eine erste grobe Unterteilung differenziert nach:
a.) besonderen Formen und Qualitäten der professionellen Rollenauslegung auf Seiten der Mitarbeiter*innen;
b.) besonderen Formen und Qualitäten, die in der Person des/der Betreuer*in sowie in der Beziehung und der Interaktion zwischen Klient*innen und Mitarbeiter*innen liegen sowie
c.) besonderen, auch durch die konzeptionelle Orientierung mitbedingten, strukturellen Formen und Qualitäten sowohl des Zusammen- als auch des Getrenntseins.
Die besonderen Formen und Qualitäten der professionellen Rollenauslegung auf Seiten der Mitarbeiter*innen lassen sich ferner unterteilen nach:
1.) konkreten, individuell und situativ stimmigen Aktionen und Interventionen der Betreuer*innen, z.B. Feedback und Rückmeldungen geben, Affirmationen und Ermutigungen aussprechen, Vorschläge unterbreiten und Angebote machen sowie
2.) Formen und Qualität von achtsamer und zugewandter Präsenz, Qualitäten des Da-Seins, Akzeptierens, Mitgehens, Mit- und Einschwingens (Attunement) aber auch des Führens, Haltens und Begleitens ohne konkrete interventionistische Eingriffe.
Der jeweils situativ stimmige Einsatz sowie ein Pendeln zwischen 1.) und 2.) wird von einer Klient*in als besondere Form und Qualität von „Kunstfertigkeit“ beschrieben.
Die besonderen Formen und Qualitäten, die in der Person des/der Betreuer*in sowie in der Beziehung und der Interaktion zwischen Klient*innen und Mitarbeiter*innen liegen, drücken sich beispielsweise durch seitens der Klient*innen in der Person des Betreuer/der Betreuerin wahrgenommene stabile und zum Teil auch fürsorgliche und mitfühlende Charaktereigenschaften, sowie in einer belastbaren Qualität der Beziehung und des Beziehungserprobens aus, welches sich durch das gemeinsamen Gestalten von sowohl herausfordernden als auch lustvollen Aktivitäten auszeichnet. Auch wird häufig die subjektive Wahrnehmung beschrieben, für den/die Betreuer*in, trotz Rollenunterschieden, als „Person“ von Bedeutung zu sein, dazu ein/e Klient*in: „Ich hätte diese Schritte in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen auch nicht üben können, Vertrauen, weil da bin ich sofort funktionalisiert und deshalb ist es so gut, denn nur in der Freiheit ist Entwicklung möglich
Die besonderen strukturellen Formen und Qualitäten sowohl des Zusammen- als auch des Getrenntseins beschreiben im weiteren Sinne unterschiedliche strukturelle Zeitqualitäten. Innerhalb der gemeinsam verbrachten Zeit wird besonders häufig die Qualität der Zeit als Ich-Zeit, als eine Zeit in der „ich im Zentrum stehe“, in der es „um mich geht“ und in der „man sich an mich anpasst“, betont. Auf der Ebene der getrennt verbrachten Zeit überschneiden sich Wirkungen und Wirkfaktoren, als Klient*innen aufgrund des erlebten Rückhalts aber auch der Verlässlichkeit ein inneres Gefühl von Sicherheit entwickeln, dass „jemand da sein wird, wenn ich ihn brauche“, wodurch vielfach berichtet Klient*innen „stabil bleiben“ und „nicht mehr auf die Psychiatrie flüchten“. Auch hier gilt abermals: Wirkfaktoren treten nicht isoliert auf und können nur in ihren Wechselwirkungen, sowie ihrer jeweiligen individuellen, relationalen und situativen Stimmigkeit verstanden werden.
Die vorausgegangenen Darstellungen reihen sich mit Ausnahme der Art ihrer Systematisierung in die eingangs erwähnten sozialwissenschaftlichen Untersuchungen und verbleiben auf einer deskriptiv-systematisierenden Ebene. Was dadurch (noch) nicht ermöglicht wird, ist ein tieferes Verstehen der prozessualen Momente sowie der Dynamik des Entstehens und des Veränderns von als hilfreich erlebten sozialen Unterstützungsbeziehungen. Dies soll im nächsten Abschnitt zumindest ansatzweise geschehen.

4. Vom Finden einer Guten Form als Kernprozess

Wie bereits mehrfach herausgearbeitet liegt im individuellen Zugang der Persönlichen Betreuung sowohl ihr konstitutives Elemente als auch ihr zentraler Wirkfaktor. Für die Forschung stellt sich dadurch die methodische Schwierigkeit, angesichts der allerorts beschriebenen Individualität zu verstehen und herauszuarbeiten,

Ein bedeutsames Zitat um Elemente eines solchen Kernprozess herauszuarbeiten stammt von einer/einem Mitarbeiter*in. Demnach braucht es in und für die Persönliche Betreuung: „ eine gewisse Offenheit gegenüber dem Leben, Menschen an sich und dass diese Offenheit nicht verloren gehen soll, aber dass es halt auch nicht zu schwammig wird und ich glaube es ist ganz schwierig diese Balance zu halten und ich habe das Gefühl so LOK ist immer so, immer die Suche `wie tun wir ja, nicht zu viel dies, nicht zu viel das` und das macht es halt so ein bisschen schwammig und ich finde es gut, das auch auszuhalten, weil jeder Mensch anders ist, man braucht da eine gewisse Offenheit und eine gewisse Schwammigkeit ja, finde ich auch gut aber auf der anderen Seite wenn es dann wirklich auch konkret ist, dass auch Ernst zu nehmen, so gute Rahmenstrukturen zu schaffen um sich auch Wohl zu fühlen, ja diese sicheren Rahmen in denen es ruhig ein bisschen Schwammig sein kann ja, dass macht es für mich aus.“ (Mitarbeiter*in Interview).
Warum und was erscheint in diesem Zitat so klärend, trotz oder gerade aufgrund der in ihm enthaltenen scheinbaren Paradoxien? Zunächst wird hier eine im weitesten Sinn als humanistisch zu verstehende Grundhaltung wiedergegeben, eine Offen- und Zugewandtheit gegenüber dem Phänomen des Lebens in seinen vielfältigen Formen und Ausprägungen. In weiterer Folge wird das konstitutive und nur individuell („jeder Mensch ist anders“) zu verstehende Moment der Persönlichen Betreuung als beständiger Prozess des Suchens und Austarierens beschrieben, ein Prozess den es „auszuhalten“ gilt, worin sich gleichzeitig sowohl eine der zentralen Herausforderungen als auch die oben beschriebenen Wirkfaktoren bündeln. Das Zitat schließt mit der Beschreibung von strukturellen Voraussetzungen in der die vermeintliche Dichotomie Schwammigkeit vs. Struktur zu einer Dialektik oder Ambidexterität (vgl. Meissner 2014) verschmilzt, von entweder oder zu sowohl als auch. In diesem Zitat spiegelt sich ein, auch in zahlreichen weiteren Interviews beobachtbarer, Dreischritt:

  1. Ein in die organisationale Philosophie eingebettete, von Mitarbeiter*innen geteiltes Menschenbild und eine vorgelebte Haltung trifft auf
  2. eine Praxis des Aushandelns, Ausprobierens und Anpassens und diese trifft auf
  3. eine responsive Struktur, welche sowohl Stabilität, Kontinuität und Verlässlichkeit als auch Offenheit, Authentizität und Entwicklung ermöglicht und voraussetzt.

Auf der Suche nach einer theoretischen Rahmung, diese nur in ihrer Vielgestaltigkeit, Wechselwirkung und Parallelität zu verstehenden Momente in einen Kernprozess zu vereinen, der auch in der Lage ist der prozessualen Dimension und Dynamik Rechnung zu tragen, fiel nach einigen Suchbewegungen die Wahl auf das gestalttherapietheoretische Konzept der „Guten Form“. Dieses wurde von Zinker (vgl. 1994) ursprünglich zur Beschreibung von Dynamiken in paar- und familientherapeutischen Settings entwickelt, und u.a. von Meissner (2014) organisationstheoretisch weitergedacht und zur Beschreibung von Veränderungen und emergenten Entwicklungen im System der Behindertenhilfe aufgegriffen.
Für Zinker (1994, 27) basiert das Konzept der Guten Form „on the smooth flow of gestalten structuring and destructuring through the process of awareness, energy mobilization, action, contact at the interpersonal boundary, closure (new learning), and withdrawal (reestablishment of boundary separation)”. Wie angedeutet denkt Meissner das Konzept von Guter Form über die Kontakt- und Beziehungsebene hinaus, und fokussiert zudem auf „the actual structures and processes that promote these positive conditions.“ Diese Strukturen und Prozesse, seien sie auf der individuellen, dyadischen, gruppenbezogenen oder organisationalen Ebene angesiedelt, sind Meissner zufolge in ihrem Wesen immer fluide und kreative Ko-Konstruktionen, nicht nur in Anbetracht des Wechsels und der Veränderung von individuellen Bedürfnissen, sondern auch aufgrund veränderter räumlich-zeitlicher Bedingungen und Attraktoren in organisationalen, politischen und gesellschaftlichen Gefügen (vgl. Lindemann 2016).

5. Theoretische Grundbegriffe und Grundannahmen

Bevor der Versuch unternommen wird, das Konzept der Suche nach Guter Form als möglichen Kernprozess auf den untersuchten Gegenstandbereich zu übertragen, wird kurz auf einige bedeutsame theoretische Konzepte und Annahmen aus der Gestalttheorie sowie der Gestalttherapietheorie eingegangen. Nach Charmaz (vgl. 2006, 63ff) steht dies nicht konträr zu einer an der Grounded Theorie orientierten methodischen Herangehensweise. Genauso wie eine Heranziehung der heuristischen Rahmenkonzeptionen des Kodierparadigmas nach Strauss & Corbin (1996) oder der Kodierfamilien nach Glaser (1998) letztlich einen Theorieimport darstellen und methodisch zulässig sind, können auch andere Theoriemodelle in die eigene Analyse integriert werden, so lange diese ihren Wert im Verstehen von Zusammenhängen im Datenmaterial aufweisen, einen Beitrag zur Konzeptualisierung der sich entwickelnden Theorie leisten und nicht einseitig deduktiv oder nivellierend über das Material gestülpt werden. 
Was bei einer Betrachtung von Gestalttheorie, Gestalttherapie sowie Gestalttherapietheorie auffällt ist ihre häufig unreflektierte Gleichsetzung. Die Gestalttheorie sowie die in ihr aufgehende Gestaltpsychologie, welche sich in erster Linie mit den Organisationsprinzipien der menschlichen Selbst- und Welt-Wahrnehmung beschäftigen, wird v.a. als in den Arbeiten von Wertheimer und Lewin begründet angesehen. Fritz Perls, der Begründer der Gestalttherapie, nutzte „gestaltpsychologische Organisationsprinzipien für das Verständnis der allgemeinen, menschlichen Erlebnisverarbeitung im äußeren und inneren Wahrnehmungsfeld“ (Hartmann-Kottek 2012, 12) und verband diese zu den zwei Hauptdimensionen seines gemeinsam mit Paul Goodmann und seiner Frau Lore Perls begründeten Ansatzes. Dies ist zum einen die existentielle Dimension der Beziehung in Anlehnung an Martin Buber sowie eine als – phänomenologisch beschriebenen -  Orientierung auf das Hier und Jetzt.
Für Lore Perls deckt der Gestaltbegriff: „eine ganze Reihe von verwandten Begriffen wie Erscheinung, Form, Figur, Konfiguration, strukturelle Einheit, ein Ganzes, das mehr oder etwas anderes ist, als die Summe seiner Teile (ab). Eine Figur ragt aus dem Hintergrund hervor, sie »existiert«, und die Beziehung zwischen einer Figur und ihrem Hintergrund ist, was wir »Bedeutung« nennen.“ (Perls 2005, 97). Für Sennreich (2014) sind gestalttheoretische sowie gestalttherapietheoretische Grundannahmen und Konzepte besonders kompatibel mit einem ökologischen und ressourcenorientierten Verständnis von sozialer Arbeit sind. Dazu zählen v.a.

  1. Bedürfnis-Felder vor dem Hintergrund von Figur-Hintergrund Relationen: Beeinflusst von Lewins Feldtheorie geht die Gestalttheorie davon aus, dass zu jedem gegebenen Moment, eine Person (basierend auf den ihr gewahr werdenden Bedürfnissen) aktiv (wenn auch häufig unbewusst) eine konkrete Figur vor ihrem jeweiligen Hintergrund, der Totalität von Erfahrungen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt, konstruiert. Keine zwei Menschen werden jeweils identische Hintergründe haben, noch eine Situation in der exakt gleichen Art und Weise erfassen. Figuren sind damit auch immer untrennbar mit den jeweiligen sozialen, kulturellen und Umweltbedingungen einer ganz bestimmten Situation verbunden.
  2. Unterscheidung von Ich-Du und Ich-Es Relationen: In Anlehnung an den Existenzphilosophen Buber unterscheidet die Gestalttheorie zwischen Ich-Es und Ich-Du Relationen. Ich-Es Relationen entstehen überall dort, wo einseitige Formen der Be-Handlung auf der Basis normativer Erwartungen, Standards oder Überzeugungen stattfinden und an einen Menschen herangetragen werden. Die Ich-Du Relation ist im Unterschied dazu eine geteilte Erfahrung und dient nicht einseitig selbst-bezüglichen oder systemisch selbst-referentiellen Zwecken und Zielen. Ich-Du beschreibt die Erfahrung des Wahrnehmens und Wertschätzens in Beziehung mit dieser einen Person zu sein. Dabei werden Asymmetrien, wie sie funktional in Rollenzuweisung Klient*in – Betreuer*in eingebettet sind, nicht negiert. Sie beschreiben viel mehr eine Haltung in welcher die/der Professionelle nicht mehr Antworten auf die Frage besitzt, wie sich ein/e Klient*in in Bezug auf die Herausforderungen ihres/seines Lebens verhalten sollte.

Ein weiteres, sich in der Idee von Guter Form verdichtendes Kernkonzept ist jenes des Kontaktzyklus. Kontakt umfasst dabei immer gleichzeitig sowohl das Innen (Organismus) wie auch das Außen (Umwelt) sowie die Grenze zwischen diesen beiden Polen (Perls 2005, 100) und ist, in unterschiedlicher Intensität, in allen Phasen des Kontaktzyklus inhärent. Dieser Zyklus wird zumeist entlang einer Sinus-Kurve oder Welle mit den Phasen Empfindung und Gewahr werden/sein von Bedürfnissen (Vorkontakt), Mobilisierung von Energie & Handlung (Kontakt) sowie Rückzug & Integration der Erfahrungen in den Hintergrund (Nachkontakt) beschrieben und verbildlicht (Zinker 2005). Der Kontaktzyklus kann an allen Stellen des Prozesses aufgrund von inneren wie äußeren Faktoren unterbrochen werden, was sich im Falle wiederholter Unterbrechungen zu einer „Pathologie“entwickeln kann (vgl. Zinker 1994, 27). Damit Kontakt produktiv und kreativ sein kann, benötigt es nach Perls (2005, 103) „genügende und angemessene Stütze“, wobei jedes Fehlen wesentlicher Stützung als Angst erfahren wird. Als Stützung gilt alles, „was die kontinuierliche Assimilation und Integration für eine Person, eine Beziehung oder eine Gesellschaft erleichtert: die primäre Physiologie (wie Atmen und Verdauen), die aufrechte Haltung und die Koordination der Bewegungen, die Sensibilität und Beweglichkeit, die Sprache, die Gewohnheiten und Sitten, soziale Verhaltensweisen und Beziehungen und alles andere, was wir in unserem Leben gelernt und erfahren haben.“ (ebd.). Demzufolge kann für eine Person sowohl ein Sprachcomputer zur Unterstützten Kommunikation als auch eine Beziehung anbietende Begleitung die „einen stützend durch’s Leben begleitet“ hilfreich und (unter-)stützend sein, um Unterbrechungen im Kontaktzyklus temporär oder dauerhaft zu schließen.

6. Differenzierung von Guter Form als Annäherung an eine Theorie hilfreicher Beziehungen

Wie im vorigen aufzuzeigen versucht wurde, scheint die Gestalttherapietheorie eine Möglichkeit darzustellen, das Erkenntnisinteresse und Ziel der vorliegenden Studie, eine Integration der Sichtweisen, Wahrnehmungen, Handlungslogiken und Relevanzsetzungen von Klient*innen und Mitarbeiter*innen in ein prozessuales Modell herzustellen, zu erreichen. Ein solches Modell müsste in der Lage sein aufzuzeigen und verstehbar zu machen, wie und wodurch im wechselseitigen Erleben eine helfende Beziehung zu einer hilfreichen wird.
Situativ wirkungsvolle und hilfreiche Unterstützungsbeziehungen zeichnen sich demnach dadurch aus und grenzen sich von anderen Formen dadurch ab, als sie einen „geschmeidigen Fluss von Gestalten“, verstanden als das wiederholte Durchlaufen des Kontaktzyklus von allen Beteiligten sowie die Integration der gemachten Erfahrungen sowohl in den individuellen als auch einen geteilten Hintergrund, ermöglichen.
Die gemeinsame Suche nach Guter Form kann dabei aber nicht als isoliertes, lineares oder sequentielles Phänomen betrachtet werden, sondern muss immer in der kontextualen Vielgestaltigkeit und Parallelität von individuellen Lebenssituationen und Hintergründen sowie inneren wie äußeren Faktoren gesehen werden, welche als mögliche „Störgeräusche“ auch eine bereits als belastbar und tragfähig erlebte Betreuungsbeziehung temporär oder dauerhaft wieder unterbrechen können. So wird an dieser Stelle die durch das vorhandene und erhobene Datenmaterial gestützte These vertreten, dass (fast) alle als Probleme wahrgenommenen Herausforderungen in individuellen Unterstützungsbeziehungen in der Persönlichen Betreuung durch ein- oder wechselseitige Störungen bzw. Unterbrechungen in der gemeinsamen Suche nach einer Guten Form erklärt werden können.
Wie lässt sich aber das Konzept des gemeinsamen Suchens nach Guter Form als möglicher Kernprozess der Persönlichen Betreuung differenzierter verstehen und beschreiben? Auch wenn für die subjektive Einschätzung einer hilfreichen (Unter-)Stützungsbeziehung die Begriffe Gut und Form funktional zusammengehören und in multiplen Wechselwirkungen ineinandergreifen, werden sie an dieser Stelle getrennt voneinander betrachtet.
Gut wird hier als Adjektiv gebraucht und signalisiert die Beschaffenheit eines konkreten Objekts, einer abstrakten Sache, eines Vorganges oder eines Zustandes und beschreibt eine nur normativ zu verstehende und durchwegs positiv konnotierte (inter-)subjektive Bewertung. Gut steht in dem Sinne synonym für andere Adjektive die zur Beschreibungen und Bewertungen, ebenfalls in einer mehrheitlich positiven Konnotierung hier in Hinblick auf die Betreuungsbeziehung sowohl von Klient*innen als auch von Mitarbeiter*innen verwendet werden. Als solche konnten u.a. identifiziert werden: stimmig, nützlich, passend, leicht, wichtig, super, schön, spannend, hilfreich, richtig, persönlich, angenehm, ehrlich, direkt, konkret, praktisch, cool, lustig, stabil & individuell.
Während die Konnotierung Gut etwas über die erlebte Qualität aussagt, stellt die Form gleichsam das Gefäß dar, in dem etwas ist und wird, etwas bleibt oder sich verändert. Form im Sinne von Guter Form ist wie bereits angedeutet stets selbst im Fluss, jedwede Bewertung von etwas als Guter Form kann folglich immer zwischen einer situativen und einer ganzheitlicheren Bewertung pendeln. Während ersteres, also das Wahrnehmen und Bewerten einer Situation im Moment auch präreflexiv geschieht, setzt zumindest die Kommunikation von zweiterem in der Regel einen, wie z.B. in der Interviewsituation von außen angestoßenen, reflexiven Prozess voraus. Auch ist es kein Widerspruch, wenn situativ z.B. eine Handlung oder eine Aussage eines/einer Betreuer*in als schlecht, unpassend, nicht hilfreich, übergriffig, etc. empfunden, die Betreuungsbeziehung, mit Blick auf das was sie in ihrer Ganzheit (geworden) ist, mit einem oder mehreren der oben angeführten Synonyme für gut umschrieben wird. Um die Form sowohl situativ als auch in einer Gesamtschau als Gut zu beurteilen wird von Zinker (vgl. 2003) vor allem ihre ästhetische Komponente herangezogen. Für ihn stellt sich jedwede Relation und Interaktion von zwei oder mehr Menschen immer als ko-kreativer Akt dar, in dem sich „images and aesthetic configurations“ (ebd. 141) herausbilden. Dabei beziehen sich ästhetische Konfigurationen auch aber nicht nur auf interindividuelle Unterschiede in der Beurteilung von etwas als schön, sondern umfassen die Gesamtheit sinnlicher Wahrnehmungsvorgänge. Soziale Beziehungen und ihre kontextuale Einbettung in sowohl zwischenmenschliche (nicht-)sprachliche Interaktionsvorgänge wie auch zeitliche und räumliche Gegebenheiten entwickeln immer eine eigene Form der Ästhetik. Eine besondere Bedeutung spielen dabei Rituale oder Ritualisierungen, welche Bosch (2016, 287) als „performative soziale Ereignisse und Handlungen mit ästhetischem Charakter (versteht), in denen gesellschaftliche Rollen und Beziehungen in einem kollektiven Prozess festgelegt, gestaltet und verändert werden.“ Im Betreuungsgeschehen manifestieren sich Ritualisierungen häufig in der Form von Gewohnheiten, z.B. in Bezug auf bestimmte und charakteristische Orte, Aktivitäten, Gespräche und deren Inhalte oder Formen der Begrüßung oder Verabschiedung. Jedwede (situative) Bewertung von etwas als gut oder stimmig kann letztlich immer als Referenz auf deren ästhetischer Konfiguration verstanden werden.
Neben der ästhetischen Dimension konnten in der Analyse des Datenmaterials noch weitere Formcharakteristika herausgearbeitet werden, welche einen Beitrag zur Ko-Konstruktion und geteilten Wahrnehmung einer Betreuungsbeziehung als Guten Form leisten und in weiterer Folge beschrieben werden: dies sind Passung, Inhalt, Prozess und Struktur.
Dabei folgt die Darstellung dem Versuch, einzelne Elemente, welche nur in ihrer wechselseitigen Aufeinander-Bezogenheit, ihrem Zusammenspiel und Ineinander-Greifen verstanden können, als eigenständige Formcharakteristika zu beschreiben. Jedoch, keines der einzeln beschrieben Formcharakteristika existiert allein. Ihre Isolation erfolgt ausschließlich aus dem Grund des Sichtbarmachens der einzelnen Bestandteile. Diese Art der Darstellung findet ihre Entsprechung in Spencer-Browns These, dass Bezeichnen nur durch Unterscheiden möglich wird (vgl. Baecker 2007). Dabei wird bereits in dem Versuch der isolierenden Beschreibung deutlich werden, dass die Grenzziehungen zwischen den einzelnen Charakteristika immer fluide und ein Stück weit auch willkürlich erfolgt. Als reflexive Folie oder Heuristik kann ihr aber sehr wohl eine handlungsanregende Funktion zukommen, insbesondere dann wenn (situative) Unstimmigkeiten in einer professionellen Beziehung erkannt oder aufgrund von Wahrnehmungen vermutet werden. Durch das zur Figur machen von Einzelbestandteilen und ihrer In-Beziehung-Setzung zum Kernauftrag sowie ihren Relationen zu den übrigen Charakteristika können Anregungen für kleinere Korrekturen oder Anpassungen vorgenommen werden. Denn, wie in zahlreichen Interviews zum Ausdruck gekommen ist: oft sind es die „Kleinigkeiten“ die einen Unterschied ausmachen.

6.1 Passung

Zunächst soll die insbesondere von Klient*innen als „bottom-Line“ identifizierte Passung zwischen Klient*in und Betreuer*in beschrieben werden. Während ähnlich wie im Kontext psychotherapeutischer Wirkungsforschung beschrieben, dem „ersten Eindruck“ und der Art und Weise wie es idealerweise möglichst zeitig im Prozess gelingt, Erfahrungen der Aushandlungen von geteilten Figuren und des Durchlaufens des Kontaktzyklus zu machen, eine hohe Bedeutung zukommt, kann sich in der Persönlichen Betreuung eine Passung im Sinne eines „Aneinander Gewöhnens“ oder eines „Zusammen-wachsens“ auch zeitverzögert einstellen. Im Unterschied zur Psychotherapie, so stellt ein/e Mitarbeiter*in auch als weiteres Abgrenzungsmerkmal fest, hat die/der Klient*in „weniger Wahlmöglichkeiten von wem sie betreut wird.“. Dabei kann sowohl das Gewahr-Werden, „dass es nicht passt“ als auch das Mobilisieren der notwendigen Energie, eine erlebte Unstimmigkeit zu artikulieren und beispielsweise den Wunsch nach einem Betreuer*innenwechsel einzufordern, selbst als Wirkung der Persönlichen Betreuung verstanden werden. Dies wird befördert durch die Klarheit der und das Vertrauen in die Struktur, wie ein/e Klient*in formuliert: „das ist auch die Erkenntnis, es ist eine Arbeitsbeziehung und ich darf auch wechseln“. Diese weitgehende Freiheit von Zwängen stellt gerade für Klient*innen mit Psychiatriehintergrund eine grundlegend neue Erfahrung dar, wie ein/e Klient*in formuliert: „Ja indem man sich zum Beispiel aussuchen kann, was man macht, man ist auch ungezwungen, man muss sich nicht treffen mit den Betreuern, wenn es einem nicht gut geht, kann man auch einfach sagen „ich will nicht“ das würde in der Psychiatrie nie gehen.“
Mit Blick auf eine frühzeitig oder im Laufe des Prozesses sich einstellende Passung wird von einigen Klient*innen die Umschreibung: „die Chemie muss passen“ (Klient*in Interview) gewählt. Dabei wurden sowohl einzelne als auch mehrere der folgenden Faktoren, in beliebiger Kombination, von Klient*innen genannt, die zu dem subjektiven Gefühl einer Passung beitragen:

Eine hohe Bedeutung messen Klient*innen auch der Passung der jeweiligen Tempi bei, welche entweder als synchron oder als asynchron wahrgenommenen werden: jemand ist mir zu langsam oder zu schnell. Ebenso häufig wird von Klient*innen die Fähigkeit oder zumindest die wahrgenommene Bereitschaft des/der Betreuer*in beschrieben, sich auf das eigene Tempo einzuschwingen oder zumindest zeitweise einzulassen. Wie stark Passung und Wirkung zusammenhängen, wird von einem/einer Klient*in mit der eindeutigen Formulierung: „Wenn man mit einem Betreuer nicht kann, dann bringt die Betreuung auch nichts“ dargelegt.

6.2. Inhalt

Als weiteres hier zu Figur gemachtes Charakteristikum wird der Inhalt betrachtet. Die Persönliche Betreuung im Verein LOK zeichnet sich wesentlich dadurch aus, dass sich Inhalte an den konkreten Bedarfen, Bedürfnissen und Vorlieben der Klient*innen orientieren, und - mit Ausnahme des zeitlichen, finanziellen und räumlichen Rahmens - sowie der durch individuelle Abneigungen der Betreuer*innen oder des Strafrechts auferlegten Grenzen -  kaum Einschränkungen unterliegen. Trotz dieser prinzipiellen Offenheit können aus den Erzählungen der Klient*innen und der Mitarbeiter*innen „typische“ Aktivitäten herausgearbeitet werden, die in Relation zu ihrer räumlichen Lokalisierung als außerhalb oder innerhalb der Wohnung der Klient*innen stattfindend unterteilt werden können.

Wesentlich ist, dass sich Inhalte und Aktivitäten mit der Zeit, mit dem Erwachsen eines wechselseitigen Vertrauensverhältnisses, mit sich verändernden Bedürfnissen und Bedarfen aber auch jahreszeitenabhängig verändern können, und es in zwischenzeitlichen Phasen von Krisen oft primär um das „da-sein“ geht. Ein Kriterium der Persönlichen Betreuung ist der Grundsatz, Dinge nicht für die/den Klient*in sondern mit ihr/ihm zu erledigen, wie es ein/e Klient*in ausdrückt: „Wenn ich sage `bitte helfen sie mir beim Putzen` dann muss ich halt mitputzen und der andere putzt halt auch.“
Als inhaltlich charakteristischste Phase wird von Mitarbeiter*innen der Betreuungsbeginn bezeichnet. Viele Klient*innen beginnen die Betreuung mit einer Vielzahl von „unfinished business“ (Congress 2016), im Sinne von unabgeschlossenen Gestalten, deren Auswirkungen häufig existentiell bedrohlichen Charakter haben und einen hohen Leidensdruck erzeugen können. Im Unterschied zu einer Psychotherapie wo derartige Gestalten und ihr bedrohlicher Charakter nur kommunikativ bearbeitet werden können, wird in der Persönlichen Betreuung v.a. in der Anfangsphase „angepackt“ (Mitarbeiter*in Interview). Aber auch Formulierungen wie „Baustellen beseitigen“, den „Scherbenhaufen zusammenkehren“ oder „Ordnung ins Chaos bringen“ stellen weitere typische Metaphern dar, mit welcher Klient*innen und Mitarbeiter*innen diese praktische Ausrichtung in der Anfangsphase der Persönlichen Betreuung beschreiben. Während in akuten Situationen die Beziehung zwischen Klient*in und Mitarbeiter*in oft nur als zweitrangig wahrgenommen wird, ist es in vielen Fällen retrospektiv genau das Erleben von „jemand hat sich echt für mich eingesetzt“ (Klient*in Interview) welches einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer auf Vertrauen basierenden Beziehung leistet.
Das Einstellen einer solchen Vertrauensbasis führt häufig zu einer Veränderung der Inhalte. Dies sind in manchen Fällen als lustvoll und leicht wahrgenommene Aktivitäten die „Spaß machen“, und in denen es „nicht um die Krankheit geht“ (Klient*in Interview), oder aber auch aktiv adressierte „schwierige“ bzw. „sehr persönliche Themen“ (Mitarbeiter*in Interview), die als Figuren verstärkt in den Vordergrund treten. Gleichwohl derartige Verläufe mehrfach beschrieben wurden, sind diese, genauso wenig wie alle anderen Beschreibungen als generalisierbare Bestandteile der Persönlichen Betreuung zu verstehen. So wurden auch Verläufe beschrieben, in welchen zu Beginn von Klient*innen eingebrachte oder von Mitarbeiter*innen angebotene Inhalte und Aktivitäten stärker einem wechselseitigen Annähern, Austesten oder „Eis-brechen“ (Mitarbeiter*in Interview) dienen. In diesen Fällen bedarf das Gewahr-Werden, dass sozialarbeiterische Interventionen (unter-)stützend sein können oder das Mobilisieren ausreichender Energie zur Adressierung eines Wunsches nach Unterstützung, erst eines belastbaren und vertrauensvollen Fundamentes.
Eine große Bedeutung scheint den Erwartungen an sowie den affektiven Einstellungen gegenüber der Persönlichen Betreuung zuzukommen. Dabei variieren diese Erwartungen und Einstellungen als individuelle Hintergründe zum Teil beträchtlich, und sind u.a. aus persönlichen Vorerfahrungen mit professioneller Unterstützung gespeist. Gerade auch in Anbetracht der konstitutiven „Schwammigkeit“ und Offenheit dieses Arbeitsfeldes haben viele Betreuer*innen die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, Bilder von und Erwartungen an die Unterstützung möglichst frühzeitig als Figur zum Thema zu machen. Wo dies nicht oder nicht in einer für die/den Klient*in stimmigen und transparenten Form geschehen ist, berichten Klient*innen davon, dass die Anfangsphase als belastend erlebt wird. Dabei wird in einigen Fällen von Gefühlen der Überforderung berichtet, einseitig die Inhalte und Aktivitäten für die einzelnen Betreuungseinheiten (er-)finden zu müssen. In manchen Fällen ist dies auch von dem anfänglich schambesetzten Wunsch begleitet dem/der Betreuer*in gefallen zu wollen.
Wiederum andere Klient*innen kommen vor dem Hintergrund, für sich herausgefunden zu haben, was sie wollen und brauchen, mit sehr klaren Erwartungen an inhaltliche (Stütz)Funktionen in die Persönliche Betreuung, wie in dem folgenden Zitat gut zum Ausdruck gebracht wird: „Das finde ich nämlich auch cool an LOK, man kann echt, was man braucht sagen und die machen das. Andere brauchen Amtswege und ich brauche halt das Essen und das Kochen. Und das klappt super, (…) es geht wenig um das Zwischenmenschliche, es geht wirklich darum, wir treffen uns und wir kochen und wir essen. ( . .) Also mir bringt es extrem, ich habe halt eine Essstörung, mir bringt es halt extrem viel, ich würde alleine das nicht hinkriegen“ (Klient*in Interview).

6.3. Prozess

Das dritte in der Analyse herausgearbeitete Charakteristikum ist die prozesshafte Dimension. Das Gabler Online Wirtschaftslexikon definiert Prozess als: „die Gesamtheit aufeinander einwirkender Vorgänge innerhalb eines Systems.“ Mittels Prozessen werden „Materialien, Energien oder auch Informationen zu neuen Formen transformiert.“  Prozess fokussiert Veränderung, Transformation oder die Herausbildung von etwas zu etwas Neuem. Prozess benötigt Zeit und Prozess verändert Form.
Mit Blick auf das Untersuchungsfeld kann ein prozesshaftes Verständnis als Charakteristikum von Guter Form u.a. mit Fokus auf eine zeitliche Betrachtungsweise in den Blick genommen werden. Als kleinste zeitliche prozessuale Einheit wird zunächst die Betrachtungsebene des Kontaktzyklus gewählt, gefolgt von der Betreuungseinheit. Diese beiden Ebenen sind zeitlich nicht als deckungsgleich zu betrachten, da sich innerhalb einer Betreuungseinheit auch mehrere, manchmal sogar parallel ablaufende, Kontaktzyklen ereignen können. Diese können wiederum entweder zu abgeschlossenen, in die jeweiligen Hintergründe eintretenden, Gestalten werden oder aber offen und unvollständig bleiben, mit entsprechenden Implikationen für eine wechselseitige Wahrnehmung und Bewertung der Form einer Einheit als gut. Dazu berichtet ein/e Klient*in: „wir haben dann daraufhin gearbeitet, dass das einfach locker irgendwas sein sollte was mir passt. Und dann dieses in sich reinspüren und einfach ahm passieren lassen so ungefähr“ (Klient*in Interview).
Die vorgegebene Zeit für eine Betreuungseinheit dient dabei gleichsam als Rahmen, in dem etwas – sei es auch noch so subtil – entstehen, sich herausbilden oder ereignen kann, firmiert aber auch als zeitliche Begrenzung. Einige Betreuer*innen berichten von ähnlichen, zum Teil als zwanghaft beschriebenen Strategien von Klient*innen, die ihnen zur Verfügung gestellte Zeit auszureizen oder durch das Hereintragen von schwierigen Themen just kurz vor Betreuungsende zu verlängern. Dadurch werden Betreuer*innen vor das Dilemma gestellt, entweder und wenn überhaupt möglich, die eingeführte Figur zu bearbeiten und zumindest vorläufig zu „schließen“ oder, häufig mit nagenden Selbstzweifeln und Sorgen verbunden, die Form zu halten und eine klare Grenze zu setzen, sowohl aus pragmatischen Gründen als auch zum Selbstschutz.
Die Persönliche Betreuung verfolgt das explizite Ziel, Menschen in ihren sich wandelnden Lebensentwürfen zu begleiten und zu unterstützen. Die Recovery-Literatur beschreibt Prozesse von Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht als linear oder geradlinig, sondern bezieht sich häufig auf die Metapher der Reise, um auf die Heterogenität und Variabilität von Start- und Zielpunkten sowie unterschiedlichen Routen die zum erwünschten Ziel führen können aufmerksam zu machen. So verfolgen auch die einmal jährlich durchgeführten Jahresteams an welchen neben der/dem Klient*innen, dem/den Betreuer*innen auch die jeweilige Teamleitung teilnimmt u.a. den Zweck des Bewusst-Machens oder in den Vordergrund-Tretens des eigenen, um in der Metapher zu bleiben, momentanen Aufenthaltsortes. Derartige Anlässe ermöglichen es, gemeinsam zurückzublicken und sichtbar werden zu lassen, was sich herausgebildet hat. Ein/e Mitarbeiter*in beschreibt dies in einem Interview wie folgt: „Das ist halt einfach wahnsinnig schön immer wieder zu beobachten wie das so langsam entsteht, wenn man dann mal so hinhält und so ein Jahresteam macht zum Beispiel und sieht, dass sich da einfach von Grund auf was geändert hat in der Kommunikation, in der Vertrautheit, in dem Vertrauen auch das Ausgesprochen wird in der Bandbreite auch an Emotionen die dann gezeigt werden können.“.
Auch wenn Mitarbeiter*innen immer wieder explizit herausstreichen, dass es bei diesen Jahresteams nicht darum geht, konkrete Ziele zu formulieren oder bereits gesetzte Ziele zu evaluieren, benötigt es letztlich genau jene Zäsuren, um in der Rückschau wahrnehmen zu können, was jetzt (anders) ist, und was dazu beigetragen hat. Eine solche Herausarbeitung von ursächlichen Wirkfaktoren, wie am Beispiel der folgenden Klient*innenaussage deutlich wird, ist entsprechend nur auf der Grundlage einer Form möglich, in der genau diese Bewertung als Figur in den Vordergrund rücken kann: „dass mir die Zeit gegeben wird die ich einfach auch brauche um wieder heil zu werden, ganz zu werden und so dieses, für Prozesse einfach auch gegeben wird und kein Druck ausgeübt wird“ (Klient*in Interview).

6.4. Prozessphasen

Neben derartigen strukturelle Zäsuren ermöglichenden Anlässen, die eine Prozesssicht über eine gewisse Zeitspanne ermöglichen, kann auch versucht werden, prozesshafte Phasen im Verlauf der Persönlichen Betreuung zu beschreiben. Im vorigen Kapitel wurde v.a. die Anfangsphase als inhaltlich charakteristische Phase beschrieben. Neben typischen inhaltlichen Aktivitäten können Bezeichnungen wie „Eingewöhnen“, „Annähern“, „Abtasten“, „Kennenlernen“ sowie „erstes Ausprobieren“, die sowohl von Klient*innen als auch von Mitarbeiter*innen genannt wurden, auch als Prozesselemente verstanden werden.
Im Verlaufe des Analyseprozesses erwiesen sich mit zunehmender Datenintegration Versuche, weitere charakteristische (und fallübergreifend abgrenzbare) Phasen zu beschreiben, als nicht ausreichend absicherbar. Was jedoch als hinreichend gesättigt betrachtet werden kann, ist eine zeitlich prozesshafte Betrachtungsweise, die eine Vorher-Nachher Unterscheidung in dem wechselseitig wahrgenommenen Ausmaß an Vertrauen und Stabilität der Beziehung zwischen Betreuer*in und Klient*in trifft. Von einem/einer Mitarbeiter*in wurde dieses „Nachher“ als „Phase der wirksamen Beziehung“ sprachlich markiert und in Abgrenzung zu einem „Vorher“ wie folgt beschrieben: „wenn ein genügendes Maß an Vertrauen, an Verbindlichkeit, an dadurch gewonnener Sicherheit eben entstanden ist beim Klienten, aber wahrscheinlich auch bei mir, nicht, also es ist immer ein wechselseitiger Prozess, nicht.“ Dabei konnten auch tentative Kriterien identifiziert werden, welche eine Phase der wirksamen Beziehung auszeichnen können. Diese Kriterien überschneiden sich teilweise mit den beschriebenen Wirkungen und symbolisieren aus einer Prozessperspektive das „Etwas“, das sich beginnt herauszubilden. Hier ist wiederum zu erwähnen, dass sich einzelne oder mehrere dieser Kriterien bei einzelnen Personen teils mehr oder weniger ausgeprägt zeigen, bei manchen jedoch auch gar nicht.
Am häufigsten nennen Mitarbeiter*innen das Einbringen von als schwierig empfundenen persönlichen Themen als Indiz oder Kriterium, anhand dessen sie wahrnehmen, dass dieses Ausmaß an Vertrauen gewachsen ist. Dieses Einbringen kann dabei von den Klient*innen selbst erfolgen: „wenn einem die Leute dann schon von Problemen erzählen“ (Mitarbeiter*innen Interview) oder auch durch die Betreuer*in initiiert sein: „dass ich Themen vielleicht in die Betreuung mit ein bringe und das sind hauptsächlich dann immer irgendwelche gesundheitsrelevanten Arztthemen, dass die äh zumindest einmal besprechbar werden“ (Mitarbeiter*innen Interview). Als „niedrigschwelligstes Kriterium“ um diese Phase zu erkennen und auch abgrenzen zu können, nennt ein/e Mitarbeiter*in die gewachsene Fähigkeit des/der Klient*in „trotz Vorfällen oder Schwierigkeiten überhaupt in der Beziehung zu bleiben.
In ähnlichen Formulierungen lässt sich eine solche Vorher-Nachher Unterscheidung in einem Großteil der Mitarbeiter*innen, aber auch in einigen der Klient*innen Interviews identifizieren. Dabei ist jedoch weder gesagt, dass alle Betreuungsbeziehungen diese Ebene erreichen noch, dass diese Qualität, sofern einmal erreicht, auch in allen Fällen dauerhaft stabil und aufrecht bleibt, vielmehr bleibt auch die Phase der wirksamen Beziehung, wie ein/e Betreuer*in sagt „häufig eine fragile Geschichte“. Große Einigkeit besteht aus der Perspektive der Betreuer*innen darin, dass eine sich über Zeit – und teilweise auch erst nach mehreren Jahren – einstellende, auf Vertrauen beruhenden Beziehung den entscheidenden Wirkfaktor ihrer Tätigkeit darstellt, ansonsten „hat man halt da keine Chance irgendwie was zu bewirken“ (Mitarbeiter*in Interview).
Dabei können gerade Krisensituationen dazu führen, dass bereits gewachsene und durch temporäre Stabilität geprägte Betreuungsbeziehungen wieder erschüttert und Beziehungen entweder zeitweise oder aber auch dauerhaft unter- bzw. abgebrochen werden. Eine große Rolle scheint in diesem Zusammenhang das Thema Scham zu spielen, wenn sich Klient*innen nach einer überstandenen Krise für die darin gezeigten Verhaltensweisen derart schämen, dass es nicht mehr möglich ist „sich dem ursprünglichen Betreuer gegenüber so zu öffnen“ (Mitarbeiter*in Interview). Vorsichtig lässt sich daher formulieren, dass das Aushalten oder nicht mehr „überspielen müssen“ (Klient*in Interview) von Scham, ein „sich den Betreuern Zumuten“ (Mitarbeiter*in Interview), als weiteres prozesshaftes Kriterium der Phase der wirksamen Beziehung betrachtet werden kann.
Als letztes von einigen Mitarbeiter*innen genanntes Kriterium, anhand dessen sich der Aufbau von Vertrauen in einigen Fällen zeigt, kann das Abnehmen oder Verschwinden von seitens der Klient*innen gesetzten Versuchen der Ausdehnung oder (zwanghaften) Kontrolle der Einhaltung der Betreuungszeit gesehen werden. So beschreibt ein/e Mitarbeiter*in: „diese Uhr stellt sie nicht mehr ein und ich habe das halt so gewertet, dass halt diese Beziehung jetzt schon so tragfähig ist, dass sie das nicht mehr kontrollieren muss und dass sie da jetzt diese Macht nicht mehr braucht.“ Aus einer zeitlich-prozessualen Perspektive kann dies auch als eine sich allmählich einstellende Synchronisierung des gemeinsamen Durchlaufens des Kontaktzyklus mit der zur Verfügung stehenden Zeit der Betreuungseinheit verstanden werden. So schildert beispielsweise ein/e Mitarbeiter*in, dass „von beiden Seiten das Gespräch kommen kann, und dass muss auch nicht zwei Stunden dauern, sondern wenn wir uns nach eineinhalb Stunden, wenn es dann abflaut, ist es total ok wenn wir uns wieder verabschieden“.

6.5. Prozessverläufe

Doch wie verändern sich Betreuungsbeziehungen über Zeit, wann beginnt sich im Betreuungsprozess dieses auch für die Wirkung von persönlicher Betreuung entscheidende Ausmaß an notwendigem Vertrauen herauszubilden? Können dafür konkret wirksame Interventionen identifiziert werden? Während, gleichwohl sich (Kombinationen von) erfolgreiche/n Handlungsstrategien identifizieren lassen, letztere Frage im Sinne einer einfachen und kausalen Prognostik klar verneint werden muss, können zumindest drei unterschiedliche prozesshafte Verläufe herausgearbeitet werden.

  1. In einer Vielzahl der Fälle stellt sich das Einstellen oder Herausbilden von wechselseitigem Vertrauen als „schleichender Prozess“ eines sich „Aneinander Gewöhnens“ dar. Manchmal sind es auch einseitige oder wechselseitige, durch unterschiedliche innere und äußere Kontaktfaktoren beeinflusste Entwicklungsprozesse eines (Zusammen-)Wachsens. So beschreibt ein/e Klient*in: „Ich weiß nicht, ob’s Schulungen waren oder einfach jetzt die Erfahrung, die er mitbringt. Auf jeden Fall haben wir uns beide weiterentwickelt und dadurch aneinander angenähert.“
  2. In anderen, ebenso häufig geschilderten Fällen sind es gemeinsam „durchgestandene Aktionen, die zusammenschweißen“ (Mitarbeiter*in Interview), wie das Absolvieren eines Projektes für das ein entsprechendes Ausmaß an Energie mobilisiert werden muss, z.B. eine Übersiedlung. Oft sind es (sozialarbeiterische) Interventionen, die sich über längere Zeit erstrecken und in denen Klient*innen wahrnehmen, „dass man sich für mich einsetzt“ (Klient*in Interview). Aber auch das „Bei-stehen“, „Da-sein“ und/oder „Stütze-Sein“ während einer Krise oder eines krisenhaftes Verlaufs kann einen Beitrag zur Intensivierung und Stabilisierung einer Beziehung sowie zum Aufbau von Vertrauen leisten.
  3. Als dritte Kategorie konnten emergente Verläufe herausgearbeitet werden. Während ähnlich wie bei den zuvor beschriebenen konkreten Interventionen oder gemeinsamen Aktivitäten, und in Abgrenzung zu den schleichenden Prozessen, sich hierbei ebenso abrupte Veränderungen in der Qualität der Betreuungsbeziehung einstellen, grenzen sich emergente Verläufe dadurch ab, dass diese nicht durch im Vorfeld (gemeinsam) geplante oder abgesprochene Interventionen oder Unternehmungen beeinflusst sind, sie geschehen spontan. Ähnlich wie von Topor, Dag Bøe & Larsen (2018) beobachtet, sind es oft kleine Dinge, Handreichungen, Aussprüche, Gesten die genau zum „rechten Zeitpunkt“ eine andere Form der Klarheit, Vertrautheit oder Bezogenheit entstehen lassen können. Dabei stellt gemeinsam erlebte oder erfahrene Leichtigkeit eine identifizierbare Gemeinsamkeit zwischen solch beziehungserweiternden Ereignissen dar. So beschreibt ein/e Mitarbeiter*in einen Vorfall, wo sie/er und ein/e Klient*in bei einem Bootsausflug beide vergessen sich mit Sonnencreme einzuschmieren. Ein anderer Mitarbeiter*in schildert eine Situation wo sich sie/er und ein/e Klient*in gemeinsam verlaufen. In beiden Fällen ist es situativer Humor der sich wechselseitig zwischen beiden ereignet und einen auch lange nach dem Vorfall beziehungsstiftenden gemeinsamen Hintergrund ermöglicht. Während solche „Anlässe“ wie erwähnt nicht erfunden oder im Voraus geplant werden können, kann sehr wohl eine in der Sozialraumorientierung als „Gelegenheitsmanagement“ beschriebene Haltung, der Offenheit für Unerwartetes als unterstützend gesehen werden.

Resümierend lässt sich festhalten, dass der Prozess dann zu einer Guten Form beiträgt, wenn er in der Lage ist, sich kontinuierlich auf gleichbleibende oder sich verändernde Bedürfnisse und Erwartungen einzustellen und wenn notwendig anzupassen. Dabei sind diese Veränderungen in Bedürfnissen und Erwartungen oft selbst Resultat von Prozessen, der Herausbildung von etwas Neuem über Zeit. Weder jedoch sind diese Prozesse (immer) als zielgerichtet oder intendiert zu begreifen, noch kann auf deren (Aus-)Wirkungen im Rahmen der Persönlichen Betreuung immer gleichermaßen eingegangen werden. Dies gilt insbesondere in jenen Fällen wo „Entwicklungen mit der Lupe gesucht werden müssen“ (Mitarbeiter*in Interview), oder sich Stagnationen und Rückschritte einstellen. Gelingt ein solches Einstellen oder Anpassen nicht bzw. sind die Erwartungen wechselseitig zu hoch, können sich z.B. Monotonisierung bei aufrechtem Entwicklungswillen und -potential oder aber auch Überforderung bei aufrechtem Bedarf nach einer die/den Klient*in in seinem/ihrem „So-Sein“ akzeptierenden Form der Begleitung einstellen.

6.6. Struktur

Als letztes Charakteristikum wird auf die strukturelle Dimension Guter Form eingegangen. Der Duden definiert Struktur als „Anordnung der Teile eines Ganzen zueinander“ bzw. als „Gefüge, das aus Teilen besteht, die wechselseitig voneinander abhängen“. Genauso wie Ästhetik, Passung, Inhalt, Prozess und Struktur als sich wechselseitig bedingende Teile dessen beschrieben werden können, was hier in seiner Verdichtung als Gute Form den Anspruch aufstellt, individuelle Wirkungen und Wirkfaktoren der Persönlichen Betreuung verstehen und erklären zu können, besteht die Persönliche Betreuung als Untersuchungsgegenstand in ihrer Ganzheit selbst aus unterschiedlichen wechselseitig voneinander abhängenden Strukturelementen. Diese Strukturen weisen jeweils selbst einen eigenen Inhalt, einen eigenen Prozess und eine eigene Ästhetik auf und müssen zur Entfaltung ihres Wirkpotentials jeweils in einer bestimmten Art und Weise zu den Erwartungen und Bedürfnissen der Klient*innen passen bzw. im Einzelfall responsiv, und so weit als möglich, an diese angepasst werden.
Jedes Strukturelement erfüllt idealerweise bestimmte Funktionen, die für das Funktionieren und Zusammenwirken des Ganzen von Bedeutung sind. So ermöglichen Strukturen eine Bündelung von Energie, Aufmerksamkeit oder Aufgaben, indem sie jeweils situativ bzw. funktional Relevantes von nicht Relevantem, Inneres von Äußerem zu unterscheiden und zu begrenzen helfen. Bestimmte Strukturen zeichnen sich dabei wiederum funktional durch engere bzw. weitere oder fluidere Grenzsetzungen aus. So unterliegt ganz plakativ gesprochen, die funktionale Aufgabe einer Teambesprechung engeren Grenzen als die letztlich auch als Struktur zu verstehenden funktionalen Aufgaben und Rollen der Betreuer*innen. Wie diese Grenzziehungen situativ zum Einsatz kommen, ist dabei wiederum von Strukturen, in diesem Fall den inneren Strukturen der handelnden Akteur*innen, ihren Einstellungen, Erfahrungen, Werten, etc. abhängig. Um die inneren Strukturen der Mitarbeiter*innen, v.a. in der Form von (Gegen-)Übertragungen (vgl. Ruch 2010), nicht dys-funktional zum Kernprozess werden zu lassen, kommt etablierten Strukturen einer „Reflexionsarbeit“ (Mitarbeiter*in Interview), als den Kernprozess ermöglichenden bzw. unterstützenden Strukturen in dem untersuchten Handlungsfeld eine hohe Bedeutung zu.
Diese Strukturelemente der persönlichen Betreuung sind wiederum selbst Resultat von Reflexionsarbeit im Sinne von Anpassungs- und Lernprozessen im weitesten Sinn auf der Basis von inneren wie äußeren Entwicklungen und Anforderungen – kurz gesagt, Strukturen werden verändert. Im Zuge organisationaler Entwicklungsprozesse besteht die Gefahr, dass einzelne Strukturelemente ihren Bezug zur Ganzheit verlieren und systemisch betrachtet selbstreferentiell werden. Diese Gefahr ist überall dort besonders gegeben, wo eine klare und zumeist normative Orientierung auf eine gemeinsame Intention bzw. ein gemeinsames Bild des Zwecks der Organisation fehlt. Eine Leit-Philosophie ist innerhalb des Vereins LOK leicht auszumachen. Sie dient Klient*innen wie Mitarbeiter*innen einerseits selbst als orientierungsstiftende Struktur und fungiert anderseits als ausrichtendes Medium der weiteren Strukturelemente. Dies kommt besonders klar in dem folgenden Zitat eines/einer Mitarbeiter*in zum Ausdruck: „Was sich auf gar keinen Fall ändern soll, ist so diese Haltung gegenüber den Klienten und dieses Beziehungsangebot in den Strukturen aber auch. Also in diesen Strukturen mein ich jetzt Regelmäßigkeit der Betreuungen zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Zeitrahmen mit dieser Haltung den KlientInnen zu begegnen, das sollte sich auf gar keinen Fall verändern, weil ich glaube, das ist der Kernpunkt der Arbeit, innerhalb der dann ja auch diese Stabilität bei KlientInnen oder Entwicklung überhaupt möglich ist.“ 
Da die Strukturelemente nur in ihrem wechselseitigen Zusammenspiel einen Beitrag für das Ganze, hier die Gute Form leisten können, benötigt es seinerseits organisatorische Strukturen welche Kommunikations-, Austausch-, Abstimmungs- und Aushandlungsprozesse zwischen den einzelnen Strukturelementen ermöglichen. Im Falle des untersuchten Feldes sind dies allem voran die Rolle der Teamleitung in ihren vielfältigen Funktionen, sowie die sechs-wöchentlich stattfindenden Teambesprechungen mit den Klient*innen sowie die intervisorischen Wochenbesprechungen. Die Person in der Rolle der Teamleitung ist zum einen – mit unterschiedlicher Intensität – in die Arbeit mit den Klient*innen eingebunden, übernimmt zentrale Aufgaben der Vermittlung und Koordination zwischen Organisation, Mitarbeiter*innen, Klient*innen sowie fallweise diversen außenstehenden Akteur*innen, sie unterstützt, begleitet und führt Mitarbeiter*innen in der Erfüllung ihrer Aufgaben und funktionalen Rollen. Während auch im Feld der sozialen Arbeit aktuell intensiv über selbst-organisierende Teams diskutiert wird, was im Falle der Übernahme bzw. Abtretung bestimmter koordinativer Aufgaben auch von einzelnen Mitarbeiter*innen als Verbesserungs- bzw. Veränderungspotential benannt wird, so wird als die zentrale und auch nur schwer kompensierbare Aufgabe der Teamleitung die Funktion der Triangulation gesehen. Durch das zur Figur-Machens von ansonsten sich nur in den Hintergründen der Klient*innen – Betreuer*innen Dyaden abspielenden, aber in der Betreuungsbeziehung wirkmächtigen Themen, Übertragungen oder Projektionen aus einer Außenperspektive, sei es in Einzelgesprächen mit Klient*innen oder Mitarbeiter*innen, den Team- oder den intervisorischen Wochenbesprechungen, kommt dieser triangulierenden Funktion eine wesentliche korrektive und orientierende Bedeutung zu.

7. Implikationen

Im Rahmen dieses Beitrags wurde der Versuch einer Annäherung an eine Theorie hilfreicher Beziehungen unternommen. Dazu wurde auf das gestalttherapietheoretische Konzept von Guter Form zurückgegriffen, und dieses basierend auf einer gegenstandsorientierten Analyse des Arbeitsfeldes der Persönlichen Betreuung weiterentwickelt.
In ihren Wirkungen der Ausweitung von Kontakt- und Zugriffsmöglichkeiten auf Selbst und Welt und damit zur Förderung von Autonomie, Selbstbestimmung und Handlungsmöglichkeiten, und sei es auch nur partiell, temporär und räumlich beschränkt, erweist sich die Persönliche Betreuung und Begleitung als erfolgreiches, wirkungsvolles und als hilfreich erlebtes professionelles Handeln. Im Gewahr-Werden der eigenen Wirkungen und Wirkungsmöglichkeiten ist es dabei ebenso bedeutsam, sich der Voraussetzungen sowie der Grenzen und möglichen Nebenwirkungen des eigenen Handelns bewusst zu werden. Wie jede andere Form der sozialen Intervention ist auch die hier vorliegende Forschung nicht mehr und nicht weniger als ein – das System in seiner Eigenlogik reproduzierendes –Artefakt. Indem sie den Fokus genau auf jenen Aspekt der Persönlichen Betreuung und Begleitung, nämlich die Beziehung und die Beziehungsarbeit, richtet, welcher sowohl im Organisationalen wie auch in den Selbstverständnissen der handelnden Akteur*innen dieses Unterstützungsangebots DIE entscheidende Bedeutung beigemessen wird, verstärkt sie wiederum genau diesen Fokus.
Form und somit auch Gute Form folgt Aufmerksamkeit (Scharmer & Käufer 2016), „you get what you measure“ – so wurde in der Performance- und Qualitätsforschung erkannt. Dies gilt sowohl auf der individuellen wie auf der kollektiven Ebene und verstärkt sich im Falle der Kongruenz zwischen Einstellung und Verhalten sowie kultureller Botschaften und strukturellen Vorkehrungen und Mechanismen. Der professionelle Kern des Arbeitsfelds, sowohl des primären als auch der sekundären Prozesse, liegt somit in einer Aushandlungs- aber vor allem Anpassungsleistung. Eine Gute Form bleibt solange aufrecht, so lange es gelingt, sich - teils selbst durch die Form induzierten - Veränderungen der Bedürfnisse und des Willens der begleiteten Personen stetig anzupassen.
Formen der (Unter-)Stützung die zeitweise funktional waren, können wieder dysfunktional werden, z.B. in dem sie „Ko-Abhängigkeiten erzeugen und erhalten“ (Mitarbeiter*in Interview). Es wäre eine Illusion zu glauben, dass eine Form der Begleitung jemals ohne nicht intendierte Nebenwirkungen funktionieren könnte, dazu ist der Faktor Mensch in seiner Selbstreferenz, überspitzt formuliert, ein viel zu großer „Störfaktor“. Selbst die wohlgemeinteste und anpassungsbereiteste Form der Unterstützung und Begleitung kann letztlich daran scheitern, dass sich die/der Klient*in, aus einer schier unüberblickbaren Anzahl an inneren wie äußeren Gründen einem Kontakt ver-sperrt und sich ver-schließt (vgl. Lindemann 2016). So bleibt die Form selbst immer wirkungsoffen und wirkungsunsicher, und kann letztlich immer nur durch ihre Responsivität, getragen von einem ganzheitlichen und kooperativen Professionalitätsverständnis, das sich weder durch ideologische Scheuklappen begrenzt noch durch Allmachtsphantasien aufbläht, einen Beitrag leisten, die Wahrscheinlichkeit von Wirkungen zu erhöhen. Die Beziehung zwischen Klient*in und Betreuer*innen und die gemeinsam durchlaufenen Kontaktzyklen stellen auch immer nur einen Ausschnitt von Welt dar. Psychische Erkrankungen als kontingentes Phänomen des „aus der Welt gestellt seins“ bzw. „fühlens“ (Mitarbeiter*in Interview) resultieren zwar häufig und münden gleichsam in „Beziehungsabbrüchen“, führen jedoch in ihren biographischen Auswirkungen zu „Verlusterfahrungen“ sowie einer Reihe an weiteren gesellschaftlichen Exklusionsprozessen. Einen Beziehungsfokus einzunehmen, schafft dabei wie es ein/e Betreuer*in formuliert „eine Möglichkeit noch etwas bearbeitbar zu machen und irgendwo uns einen Raum der Wirksamkeit auch zu schaffen im Wissen was da alles noch rundherum ist.“ Dabei scheint, in diesem „Wissen was da alles noch rundherum ist“ ein Schlüssel zu liegen, nämlich durch, in und aus Beziehungsarbeit heraus zu wirken, aber gleichzeitig auch die von manchen Klient*innen teilweise auch klar artikulierten Bedürfnisse nach einem Wieder- Andocken an Welt zu einer gemeinsamen Figur zu machen und somit der „Beziehungsfalle“ als möglicher Nebenwirkung Persönlicher Betreuung zu entgehen.

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[1] Eine kürzere Fassung dieses Textes erscheint unter dem Titel: „Auf der Suche nach Guter Form: Annäherung an eine Theorie hilfreicher Beziehungen, am Beispiel der Persönlichen Betreuung und Begleitung im Alltag von und mit Menschen mit psychischen Erkrankungen des Vereins LOK“ in: Helga Fasching (Hrsg.): Beziehungen in pädagogischen Arbeitsfeldern und ihren Transitionen über die Lebensalter, Verlag Julius Klinkhardt (voraussichtlich 2018/2019)

[2] Zur Wahrung der Anonymität der interviewten Personen, wird u.a. einerseits auf Fall-Vignetten verzichtet, und andererseits an dieser Stelle nur angeführt ob es sich ein um Zitat von einem/einer Mitarbeiter*in oder einem/einer Klient*in handelt, sowie ob dieses Zitat aus einem Interview, einer Fokusgruppe oder einem anderen begleitenden Gremium des Projekts stammt.