Abstract: Identität ist ein viel verwendeter und vielschichtiger Begriff. Die sexuelle Identität kann als eine Facette der Gesamtidentität verstanden werden. Zu ihr gehören die Entdeckung der eigenen sexuellen Orientierung und die Entwicklung eigener Vorstellungen und Präferenzen in Bezug auf das Sexualverhalten. Einzelne Identitätsfacetten entwickeln sich dabei nicht im luftleeren Raum, sondern in bestimmten Kontexten und in Wechselwirkung mit anderen Facetten. Kategoriale Einteilungen können dem Individuum dabei helfen, Erfahrungen zu ordnen und sich zu verorten, sollten aber immer wieder kritisch hinterfragt werden. Homo- und bisexuelle Jugendliche müssen im Vergleich zu ihren heterosexuellen Peers bei der Entwicklung der eigenen sexuellen Identität wesentlich mehr „Identitätsarbeit“ leisten und sich in diesem Zuge oft mit Diskriminierung und Feindseligkeiten auseinandersetzen. Psychische Belastungen können die Folge sein, in Extremfällen bis zum Suizid. Dieser Prozess kann anhand von Phasen- und Stufenmodellen beschrieben werden, die zwar Anregungen für Präventionsmaßnahmen geben, aber dennoch stark vereinfachend sind. Im Artikel wird die tatsächliche Komplexität des Prozesses kurz diskutiert, um abschließend Anregungen zu geben, wie die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes von Menschen „außerhalb der Norm“ unterstützt werden kann.
Stichwörter: Identität, sexuelle Identität, Geschlechtsidentität, Exploration, Commitment, Narration, Intersektionalität, Coming Out
Inhaltsverzeichnis
Identität ist in der Psychologie ein vielschichtiges Konzept – aus diesem Grund existieren auch die unterschiedlichsten Definitionen. Grundsätzlich kann unter Identität die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ verstanden werden. In manchen Publikationen findet man zudem die Unterscheidung zwischen Selbstkonzept und Identität, die einbezieht, ob die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ nur mir oder auch anderen bekannt ist. Das Selbstkonzept schließt in diesem Verständnis beides ein und beschreibt „the totality of a person’s thoughts and feelings in reference to oneself as an object […]”(Zhao, Grasmuck & Martin, 2008, S. 1817). Identität – im Kontrast – steht dann nur für den Teil des Selbstkonzeptes, der von anderen wahrgenommen wird bzw. werden kann: „Identity is that part of the self ‘by which we are known to others’” (Zhao, Grasmuck & Martin, 2008, S. 1817). Ein Beispiel ist das folgende: Ein Mann ist erfolgreich in seinem Job, verheiratet, zwei Kinder, wird von seinen Kollegen geschätzt, ist im lokalen Schützenverein und wird von der Nachbarschaft und dem Freundeskreis als zuverlässiges Mitglied der Gemeinde, liebender Ehemann, guter Vater, etc. beschrieben. All diese Aspekte werden von diesem Mann nach außen präsentiert und wohlwollend von anderen wahrgenommen. Dennoch kann es sein, dass der Mann einen innerlichen Konflikt ausficht, da er sich in einen Kollegen bei der Arbeit verliebt hat. Von diesen Gefühlen ahnt das Umfeld nichts und der Mann kann sich, nachdem er diese Gefühle für sich akzeptiert hat (à inneres Coming Out), auch weiterhin entscheiden, sie nicht nach außen zu zeigen (à bewusst kein äußeres Coming Out). Nach der oben genannten Definition, wäre eine Facette seiner Identität, ein „heterosexueller Mann“ zu sein. Die entsprechende Selbstkonzeptfacette aber könnte mit „homo- oder bisexueller Mann, der entschlossen hat, in einer heterosexuellen Beziehung zu leben“ beschrieben werden. Diese Einteilung macht theoretisch Sinn, allerdings werden die Begriffe Identität und Selbstkonzept meist synonym verwendet, so dass dies auch im Folgenden so gehandhabt werden soll.
Bei dem hier gegebenen Beispiel liegt die Frage nahe, warum sich der besagte Mann gegen ein äußeres Coming Out entscheidet. Deutlich wird hier, dass Identität nicht im luftleeren Raum, sondern im Austausch mit der sozialen Umwelt entsteht (vgl. Erikson, 1995). In der Interaktion mit anderen wird Identität gebildet, sowohl passiv durch Zuschreibungen, als auch aktiv durch Inszenierungen bzw. Reaktionen auf Zuschreibungen. Ist das Umfeld Homosexualität gegenüber ablehnend eingestellt, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines (schnellen) Coming Outs – sowohl vor sich selbst als auch vor anderen (vgl. Watzlawik, 2004; Watzlawik & Heine, 2009). So erleben beispielsweise Jugendliche in stark katholischen Umfeldern ihr inneres Coming Out später als in solchen, die weniger religiös geprägt sind (Ross, 1989)[2]. Auch Geschlechtsrollenstereotype beeinflussen die Einstellungen gegenüber homo- und bisexuellen Orientierungen (vgl. van den Akker, van der Ploeg & Scheepers, 2013) und damit das Coming Out. So wird die männliche Homosexualität stärker (offenkundig) diskriminiert als die gleichgeschlechtliche Anziehung zwischen Frauen (vgl. Herek, 2000; siehe auch Watzlawik, 2002, für einen kurzen geschichtlichen Abriss;), was – neben anderen Faktoren – mit erklärt, warum sich Mädchen/Frauen früher jemandem anvertrauen als Jungen/Männer (Krell, 2013)[3]. Will man also die Identitätsentwicklung und individuelle Erfahrungswelten verstehen, sollte man immer das gesamte Individuum in Relation zu seinem Umfeld betrachten.
Das gesamte Individuum zu betrachten bedeutet nicht nur, den sozialen Kontext mit einzubeziehen, sondern auch, sich nicht nur auf einen Aspekt zu konzentrieren. Allein die Identitätsentwicklung von homo-, bi- und heterosexuellen Jugendlichen zu untersuchen, könnte Unterschiede zwischen Untergruppen vernachlässigen. So wurde im vorherigen Abschnitt bereits deutlich, dass es einen Unterschied macht, ob man als Frau, Mann oder keines von beiden seine sexuelle Orientierung entdeckt. Frühere Studien belegten bereits, dass auch der ethnische Hintergrund Einfluss auf das Coming Out haben kann (z.B. Castells, 1983) – wobei unklar bleibt, was genau diesen Unterschied verursacht.
Der Begriff der Intersektionalität, weist – auch wenn er uneinheitlich definiert wird (vgl. Budde, 2013) – grundsätzlich darauf hin, dass ein Mensch mehreren Gruppen gleichzeitig angehören kann und dass dies seine (Diskriminierungs-)Erfahrungen maßgeblich beeinflusst. Während bei dieser Betrachtung zunächst race, class und gender (vgl. Knapp, 2005) im Fokus standen, werden mittlerweile auch andere kategoriale Zuordnungen wie Behinderung, sexuelle Orientierung, Migration, Alter oder Körper mit einbezogen (Budde, 2013; Barglowski, Amelina & Bilecen, 2013). Die sexuelle Orientierung grenzt sich dabei von anderen Kategorien (z.B. ethnischer Zugehörigkeit, Alter) insofern ab, als dass sie äußerlich nicht erkennbar ist. Das Individuum hat hier auf der einen Seite die Möglichkeit, diesen Aspekt für sich zu behalten, teilt ihn dadurch aber auch nicht automatisch mit anderen, wie es etwa bei dem gemeinsamen ethnischen Hintergrund innerhalb einer Familie der Fall wäre. Dies kann zu Isolationsgefühlen führen (vgl. Krell, 2013), wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird.
Grundsätzlich kritisch zu diskutieren ist, ob Menschen überhaupt in Kategorien eingeteilt werden sollten[4], da selbst bei augenscheinlichen Gemeinsamkeiten in den o.g. Kategorien dennoch große Variabilität innerhalb der Gruppen zu beobachten ist. Man vernachlässigt also auch hier – trotz der gleichzeitigen Betrachtung mehrerer Kategorien – individuelle Aspekte. Ist dies dennoch vertretbar? Meines Erachtens ist die Frage, warum und wie man „einteilt“, entscheidend. Budde (2013, S. 248) weist mit dem Satz:
[…] man [bräuchte ] unendlich viele Kategorien […], um die Komplexität sowohl von Lebenslagen als auch von Machtverhältnissen angemessen und differenziert zu beschreiben. Aus zahlreichen – vor allem methodischen und forschungspragmatischen – Gründen ist diese Ausweitung aber nicht beliebig weit zu treiben.
bereits darauf hin, dass man es beim Menschen mit einem „überkomplexen“ Phänomen zu tun hat. Will man Forschung betreiben, wird man z.T. vereinfachen bzw. auswählen müssen[5]. Dies passiert selbst, wenn Forschende auf Kategorien verzichten und die Beforschten frei erzählen lassen (à narratives Interview). Hier wählen dann die Beforschten selbst aus, indem sie bestimmte Aspekte und kategoriale Zuordnungen, die sie zu diesem Zeitpunkt als relevant erachten, sinngebend in ihre Geschichten einfließen bzw. unerwähnt lassen. Da es in dem vorliegenden Artikel um die sexuelle Identitätsentwicklung geht, wird zunächst auf diesen Aspekt näher eingegangen, ohne dabei zu vergessen, dass diese Facette mit anderen in Wechselwirkung steht (vgl. Abschnitt 4).
Neben der ethnischen Identität, Geschlechtsidentität oder berufliche Identität, um nur einige Beispiele zu nennen, ist die sexuelle Identität ein Teilaspekt der Gesamtidentität eines Individuums. Die Entwicklung der sexuellen Identität ist vor allem im Jugendalter eine zentrale Aufgabe, da in dieser Zeit die Pubertät einsetzt bzw. ihren Höhepunkt erreicht, der Mensch geschlechtsreif wird und sich verstärkt mit seiner eigenen Sexualität auseinandersetzt. Zimbardo (1995) kommt zu folgender Definition:
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Die Entwicklung einer sexuellen Identität, die die Einstellungen zur Sexualität festlegt und das Sexualverhalten bestimmt, wird somit eine wichtige Aufgabe des Jugendalters. Sexuelle Identität zu entwickeln erfordert dabei mehr, als sich für eine sexuelle Orientierung zu entscheiden und Erfahrungen zu sammeln. Jugendlichen steht es bevor, sich für persönliche Werte zu entscheiden, nach welchem sie ihr Sexualleben gestalten. Das kann bedeuten, dass sowohl die Moralvorstellungen von Gleichaltrigen als auch die der Eltern, die bis dahin möglicherweise als selbstverständlich übernommen wurden, hinterfragt werden. Diejenigen, die sich entscheiden, sexuell aktiv zu werden, stehen vor der Aufgabe, mit ihren sexuellen Beziehungen verantwortungsvoll umzugehen. Verantwortung für das eigene Sexualverhalten bringt es mit sich, dass man die unmittelbaren wie die späteren Konsequenzen der eigenen Handlung überblickt und dass man sich den Bedürfnissen des Partners [sic!] und den eigenen Bedürfnissen gegenüber sensibel verhält (S. 94).
Korrekt ist in diesem Absatz, dass sexuelle Identität mehr ist, als sich seiner sexuellen Orientierung bewusst zu werden, wobei wir auch schon bei der maßgebliche Kritik an Zimbardos Definition sind. Er schreibt, dass man sich für eine sexuelle Orientierung entscheiden müsse bzw. könne. Zwar ist bis heute nicht geklärt, wie sexuelle Orientierungen genau entstehen (vgl. Watzlawik, 2004; Voß, 2013), aber frei entscheiden, ob man hetero-, homo- oder bisexuell orientiert ist, kann man nicht[6]. Man wird sich seiner sexuellen Orientierung bewusst, aber wählt nicht aus einem Katalog verschiedener Möglichkeiten aus. Wahrscheinlich ist, dass sich auch bei dem Phänomen der sexuellen Orientierung die Komplexität menschlichen Erlebens niederschlägt und nur ein multifaktorielles Modell Aufschluss geben könnte (vgl. folgender Exkurs – Kasten 1).
Vereinfacht sprechen wir bei der sexuellen Orientierung meist von den drei Kategorien homo-, bi- und heterosexuell. Tatsächlich bedarf es hier aber einer Klärung, was genau mit diesen Begriffen gemeint ist. Reden wir von der Selbstdefinition eines Menschen? Seinem sexuellen Verhalten? Seinen Gefühlen? Der in der Einleitung beschriebene Mann wäre uns in einer Umfrage „durch die Lappen gegangen“, hätten wir nur nach seiner momentanen, nach außen präsentierten Selbstdefinition gefragt. Klein schlägt das Sexual Orientation Grid vor, um die Vielschichtigkeit der sexuellen Orientierung systematisch zu erfassen (vgl. Klein & Reinhardt, 1993). Laut ihm sollten die Facetten (A) Sexuelle Anziehung (Zu Personen welchen Geschlechts fühlst du dich sexuell hingezogen?); (B) Sexuelles Verhalten (Mit Personen welchen Geschlechts hast du sexuelle Erfahrungen gesammelt?); (C) Sexuelle Fantasien (Um Personen welchen Geschlechts drehen sich deine sexuellen Fantasien?); (D) Emotionale Vorlieben (In Personen welchen Geschlechts kannst du dich verlieben / Zu wem fühlst du dich emotional hingezogen?); (E) Soziale Vorlieben (Mit Personen welchen Geschlechts verbringst du deine Freizeit / fühlst du dich am wohlsten?); (F) Lebensstilpräferenz (In welcher Szene / Gemeinschaft bewegst du dich am liebsten / fühlst dich zugehörig?) und (G) Selbst-Identifikation (Wie würdest du dich selbst bezeichnen?) abgefragt werden. Während (A) bis (E) auf einer 7-stufigen Skala von ausschließlich gleich- bis ausschließlich gegengeschlechtlich mit den entsprechenden Abstufungen abgefragt werden, kann man bei (F) und (G) 7stufig Angaben zwischen ausschließlich homo- bis ausschließlich heterosexuell machen. Klein schlägt weiterhin vor, alle diese Aspekte nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Vergangenheit und für den Idealzustand abzufragen. Erst dann sei eine annähernd vollständige Erfassung der sexuellen Orientierung einer Person möglich. Sicherlich kann man einige der vorgeschlagenen Facetten kritisch diskutieren (z.B. E und F), aber das Modell zeigt dennoch die Uneindeutigkeit der einfachen Label homo-, bi- und heterosexuell auf. |
Dies würde auch erklären, warum bisherige Schlagzeilen wie: „Es wurde das Homosexualitäts-Gen entdeckt!“, die angeblich auf Forschungsbefunden basierten, bei näherer Prüfung wesentlich weniger bis gar keine Aussagekraft mehr hatten (vgl. Hamer, Hu, Magnuson, Hu & Pattatucci, 1993). Auch die in letzter Zeit diskutierten epigenetischen[7] Zusammenhänge, die in der Presse mit „Forscher erklären Mysterium der Homosexualität – Mathematiker und Biologen glauben, dieses Rätsel gelöst zu haben“ überschrieben werden (Die Welt vom 11.12.2012, basierend auf Rice, Friberg & Gavrilets, 2012), stellen dann doch eher einen Teilaspekt als eine alleinige Erklärung dar (vgl. Voß, 2013, für detailliertere Ausführungen).
Die ethischen Bedenken, die sich bei der Frage nach der „Ursache“ von bestimmten sexuellen Orientierungen stellen, sind vielfältig. Wäre Homosexualität durch ein bestimmtes Gen verursacht worden, so hätte man eventuell auch bei einer Fruchtwasseruntersuchung feststellen lassen können, ob ein Kind später homosexuell werden wird. Was passiert, wenn die Eltern kein homosexuelles Kind haben wollen? Lange wurde auch angenommen, Homosexualität sei eine Krankheit und könne therapiert werden. Kritisch diskutiert wird dies u.a. in dem Buch von Drescher und Zucker (2013). Positiv anzumerken ist, dass Homosexualität mittlerweile aus den Krankheits-Klassifikationssystemen verschwunden ist[8]. Nicht ohne Grund: Studien, die sich mit ehemals therapierten Personen beschäftigen, zeigen in vielen Fällen den „Misserfolg“ dieser Vorhaben – und die Langzeitauswirkungen. Dickinson, Cook, Playle und Hallett (2012) haben beispielsweise sieben Männer, die sich aufgrund ihrer homosexuellen Orientierung vor 1992 in England hatten behandeln lassen, interviewt. Gründe für die Therapien waren vor allem die negativen Einstellungen im Umfeld oder die Option, so einer Freiheitsstrafe zu entgehen, da Homosexualität bis 1967 in England noch illegal gewesen ist. Alle untersuchten Männer leben heute in gleichgeschlechtlichen Beziehungen, beurteilen die damaligen Erfahrungen aber noch immer als verstörend. Der damalige Leidensdruck war dadurch entstanden, dass die Männer nicht so sein durften, wie sie waren und sich mit Diskriminierungen konfrontiert sahen – also nicht durch die sexuelle Orientierung an sich, sondern durch die damit verbundene gesellschaftlichen Zuschreibungen und Sanktionen. Das „Problem“ war dementsprechend nicht im Individuum verankert, sondern in gesellschaftlichen Werthaltungen. Die – zwar langsamer, aber dennoch – verändert werden können (für weitere Referenzen siehe Drescher & Zucker, 2013).
Bedauerlich ist, dass „Reorientierungstherapien“ (engl. reparative or conversion therapy) trotz Befunde dieser Art auch heute noch angeboten werden – auf Webseiten, die sehr professionell gemacht und für Jugendliche zugänglich sind. Ein Beispiel ist das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG), das weiterhin für das Recht (!) jedes einzelnen auf Veränderung seiner sexuellen Orientierung pocht. Auch belegen aktuelle Studien, dass Diskriminierungen immer noch Thema sind. In Krells Studie von 2013 berichten 90% der homo- und bisexuellen Jugendlichen von Diskriminierungserfahrungen und Feindseligkeiten (à Homophobie, vgl. Kullasepp, 2007). Hiermit sind zum einen Mobbing und Beschimpfungen gemeint, zum anderen aber auch die Tatsache, einfach nicht „mitgedacht“ zu werden. Unter der Annahme der Heteronormativität wird davon ausgegangen, dass sich alle Menschen heterosexuell orientieren und entsprechende Lebensentwürfe anstreben. Diese allgegenwärtige Annahme spiegelt sich u.a. in alltäglichen Formulierungen wider: Jungen werden gefragt, ob sie schon eine Freundin haben; zum Firmenausflug darf die Angestellte gern ihren Partner mitbringen und in Mathe-Textaufgaben kauft Viktor 10 Äpfel für seine Frau. All diese Dinge geben die Norm vor und definieren, was nicht dazu gehört – denn es wird nicht einmal erwähnt. Dies wirkt sich auf die Identitätsentwicklung von bi- und homosexuellen Jugendlichen aus, was ein Jugendlicher vor einigen Jahren in einem Online-Forum so beschrieben hat:
Das innere Erleben [...] [und das] beginnt lange vor dem 16. Lebensjahr. Das Gefühl des ‚Anders-Seins‘, das zunächst gleichgeschlechtliche Interesse, dann aber Interesse an Mädchen, aber zugleich verbunden mit einem Bedürfnis nach Distanz, das Registrieren heterosexuellen Verhaltens bei anderen Jungen, verbunden mit dem Gefühl, dahin vielleicht nie zu kommen, dieses Verhalten zu ersehnen und zugleich abzulehnen, bedeutet eine tiefgreifende Aushebelung aus dem gesamten Umfeld. Das beeinflusst wiederum die eigene Wahrnehmung der Umwelt. Insbesondere entsteht eine große reale Unsicherheit darüber, wie man selbst von anderen wahrgenommen/beurteilt wird, ‚Überraschungen‘ sind dann leicht möglich [...]. Am Ttiefgehendsten ist aber die Unsicherheit über die eigene Existenz, welche u.a. zu folgenden Fragen führt:
Werde ich jemals meine Sexualität, wie immer sie auch aussehen mag, ausleben?
Und wenn ja, ist das legitim?
Was aufgrund der existenziellen Bedeutung der Sexualität in die Frage übergeht:
Darf ich so sein, wie ich bin?
Und schließlich:
Darf ich sein?
Man muss sich jetzt noch vorstellen, dass aus dem Umfeld ablehnende Reaktionen [...] kommen. Ich glaube nicht, dass solche Erfahrungen einem, der seine sexuelle Sozialisation straight erlebt hat, vermittelbar sind, eben deshalb, weil diese nicht normal sind.“
Dieses Beispiel zeigt, wie sich das Gefühl, nicht der Norm zu entsprechen, auf die Wahrnehmung der eigenen Person auswirken kann – bis hin zu der Frage, ob man „sein darf“. In größer angelegten Studien zeigen sich diese Tendenzen ebenfalls (vgl. Krell, 2013, Watzlawik, 2004; Watzlawik & Heine, 2009; Commission on LGBT Youth, 2011). Die erste Reaktion auf das Bewusstwerden, dass man sich (auch) von Personen des gleichen Geschlechts emotional sowie sexuell angezogen fühlt, ist auch in den letzten Jahren bei vielen von Verleugnung, Ablehnung, Schock, Verzweiflung, Orientierungslosigkeit und ähnlichen negativen Gefühlen gekennzeichnet gewesen (Watzlawik & Heine, 2009; Krell, 2013). Ein Studienteilnehmer beschreibt sein Erleben in eigenen Worten wie folgt (vgl. Watzlawik, 2004, S. 37):
Ich kann mich daran erinnern, dass mich meine Gefühle für Jungen schon in der Grundschule durcheinander brachten. In der sechsten Klasse gab ich vor mir selbst zu, dass meine Gefühle etwas mit sexueller Anziehung zu tun hatten, aber ich hatte bis dahin nie eine schwule, lesbische oder bisexuelle Person getroffen und die Begriffe auch nur in herablassender Bedeutung gehört, hatte nie verstanden, was sie wirklich bedeuten. Erst in der Achten fand ich heraus, dass meine Gefühle bedeuteten, dass ich schwul bin. Diese Erkenntnis deprimierte mich völlig, denn auf einmal bezogen sich die ganzen Schwulenwitze, ‚Tunte’ und ‚Bist du schwul oder was?’-Kommentare auf mich selbst. Die ‚Schwul-Sein ist nicht o.k.’-Atmosphäre, die mir überall entgegenschwappte, war lange Zeit der Grund für meine Angst, anderen von meinen Gefühlen zu erzählen.
Was der Junge hier beschreibt, zeigt sich auch in Krells (2013) Ergebnissen: Das äußere Coming Out, also der Schritt, anderen von den eigenen Gefühlen zu erzählen, findet im Durchschnitt zwei Jahre nach dem inneren Coming Out (Durchschnittsalter in Deutschland 14,1 Jahre) statt, wobei die Variabilität hier sehr groß ist und Jungen im Schnitt länger warten – wie oben bereits erwähnt.
Erst mit der Zeit lernen die Jugendlichen diese Facette ihrer selbst zu akzeptieren und trauen sich, mit anderen darüber zu sprechen. Diese Zeit durchzustehen, ist für viele eine Herausforderung, gerade wenn die ersten Personen, denen man sich anvertraut, unvorhergesehener Weise mit Ablehnung reagieren (vgl. Watzlawik & Heine, 2009). Fragen, die von anderen gestellt werden, können ebenfalls verunsichern und sind häufig von Vorurteilen geprägt – wenn zum Beispiel lesbische Mädchen gefragt werden, ob sie denn schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hätten. Die Absurdität dieser Art von Fragen wird sehr deutlich, wenn man diese für heterosexuell orientierte Menschen formuliert. Dies wird im Heterosexual Questionnaire, der von Rochlin 1977 zusammengestellt wurde, getan. Der Fragebogen kann – neben anderen Unterrichtsmaterialien – auf www.advocatesforyouth.org eingesehen werden und enthält Fragen wie: „Was glaubst du, hat deine Heterosexualität verursacht?“ oder „Wenn du noch nie mit einer Person des gleichen Geschlechts geschlafen hast, woher willst du wissen, dass du nicht schwul/lesbisch bist?“ enthält. Ein ähnlichen Prinzip verfolgen die von der Heinrich Böll Stiftung unterstützen Spots „Tolerant sind wir selbst“, die z.B. auf Youtube zur Verfügung stehen.
Um trotz dieser möglichen Hürden nicht zu verzweifeln, wurden u.a. Webseiten wie www.itgetsbetter.org („Es wird besser!“) ins Leben gerufen. Hier berichten Jugendliche, wie sie es geschafft haben, „durchzuhalten“. Grund für dieses öffentliche Mut-Machen sind in den Medien bekannt gewordene Fälle gewesen, in denen Jugendliche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Diskriminierung Selbstmord begangen hatten. In Studien, die die psychische Belastungen von homo- und bisexuell orientierten Menschen mit heterosexuell orientierten vergleichen, bestätigt sich das erhöhte Risiko: Die ersten beiden Gruppen leiden wesentlich häufiger an Depressionen, Angststörungen, Substanzabhängigkeiten, haben häufiger Suizidgedanken bzw. begehen häufiger Suizid. Genauere Zahlen finden sich zum Beispiel bei Plöderl, Sauer und Fartacek (2006) oder auch der Commission on LGBT Youth (2011).
Es gibt natürlich auch Fälle, in denen die Entdeckung der eigenen gleichgeschlechtlichen Orientierung kein Problem darstellt – meist sind dies Jugendliche aus toleranten Umfeldern, die offen mit Bezugspersonen über Sexualität sprechen können und die bereits persönlichen Kontakt zu anderen, gleichgeschlechtlich orientierten Personen hatten (vgl. Watzlawik, 2004). Allerdings sind diese Fälle eher die Ausnahme als die Regel und auch die erwähnten protektiven Faktoren sind keine Garantie für eine unmittelbare Akzeptanz der eigenen Gefühle. Zu einer Minderheit zu gehören ist für Jugendliche, die nach Akzeptanz und Anerkennung streben, eine Herausforderung – egal unter welchen Umständen. Gerade wenn niemand im direkten Freundeskreis oder in der Familie ebenfalls zu dieser Minderheit gehört. Die „Identitätsarbeit“, die hier geleistet werden muss, lässt sich wie folgt beschreiben.
Während die sexuelle Identität eine Facette der Gesamtidentität darstellt und damit eine Strukturkomponente beschreibt, ist die – meines Erachtens – spannendere Frage, wie diese Struktur entsteht, aufrecht erhalten und an sich ändernde Bedingungen angepasst wird. Es geht also um den Entwicklungsprozess. Eine Möglichkeit, sich diesem zu nähern, stellen Phasenmodelle dar, wie sie bereits Cass (1984) in Bezug auf die homosexuelle Identitätsentwicklung formuliert hat. Andere Annäherungen werden z.B. bei McCarn und Fassinger (1996) vorgestellt. Cass, um bei diesem Beispiel zu bleiben, formuliert prototypische Phasen, die Individuen durchlaufen können – nicht zwangsläufig müssen. Die Phasen bieten aber dennoch eine Orientierung für den Beratungsprozess oder für die Konzeption von anderen unterstützenden Maßnahmen. Cass (1984) geht beispielsweise davon aus, dass am Anfang die Identitätskonfusion steht. Man bemerkt die Gefühle für Personen des gleichen Geschlechts, kann sie aber noch nicht einordnen. Sie können positiv, negativ oder ambivalent erscheinen, zu Verzweiflung, Ablehnung, Verleugnung und/oder zu einer beginnenden Auseinandersetzung führen. Anschließend folgt der Identitätsvergleich. Die Bedeutung der eigenen Gefühle wird klarer und lässt den Unterschied zu anderen deutlicher werden. In der Phase der Identitätstoleranz, wird die Tatsache, homosexuell zu sein, toleriert, aber noch nicht völlig akzeptiert. Das Bedürfnis nach Anerkennung durch andere steigt und wird – wenn – unter Gleichgesinnten gesucht. In der Phase der Identitätsakzeptanz hat man akzeptiert, homosexuell zu sein, ein Netzwerk von Eingeweihten aufgebaut und ist zunehmend bereit, die sexuelle Orientierung öffentlicher zu machen. In der Phase des Identitätsstolzes, sollte diese erreicht werden, macht sich laut Cass (1984) häufig Empörung über die fehlende Anerkennung gleichgeschlechtlich orientierter Menschen breit. Da man selbst nun gefestigter ist, kann durch das (provokante) Ansprechen der eigenen sexuellen Identität auf diese Missstände aufmerksam gemacht werden. Man scheut die Konfrontation nicht. Im letzten Stadium kommt es zur Identitätssynthese. Die sexuelle Identität wird als eine Facette von vielen in ein ausgewogenes Gesamtkonzept integriert, ist akzeptiert und muss nicht mehr erkämpft bzw. permanent verteidigt werden.
Auch Cass (1934) spricht, wie andere Forschende (vgl. Marcia, 1993), bei der Beschreibung der Phasen von Commitment, also der Festlegung auf bestimmte Aspekte, die dann (zunächst) nicht mehr in Frage gestellt werden, und beschreibt die aktive Auseinandersetzung mit Möglichkeiten (Kontaktaufnahme zu anderen, Informationssuche, Ausprobieren, etc.) auf dem Weg zur Identitätssynthese. Letzteres kann als Exploration, das Auskundschaften von Möglichkeiten, verstanden werden. Marcia (1993) hat diese beiden Variablen verwendet, um zwischen vier allgemeinen Identitätsstadien zu unterscheiden, anhand derer man sich ebenfalls dem Prozess der Identitätsentwicklung nähern kann (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Identitätsstadien nach Marcia (1993)
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Identitätsdiffusion |
Moratorium |
Übernommene Identität |
Erarbeitete |
Exploration |
nein |
aktuell |
nein |
ja |
Commitment |
eher nicht |
Vage |
ja |
ja |
In Bezug auf die Entdeckung der eigenen sexuellen Orientierung und die Integration derselben in das eigene Selbstkonzept kann man bei heterosexuell orientierten Jugendlichen in den meisten Fällen von einer übernommenen Identität sprechen. Die Gefühle entsprechen den Erwartungen, das Umfeld bietet genügend Vorbilder und man kann eigentlich direkt dazu übergehen, sich mit Freunden darüber auszutauschen, wie und ob man aktiv werden möchte – die Frage, ob man so sein darf, wie man ist und was diese Gefühle bedeuten, stellt sich nicht. So können sich heterosexuelle Jugendliche meist gar nicht erinnern, wann sie ihre Gefühle für das andere Geschlecht das erste Mal an sich bemerkt haben. Es gab einfach kein „Aha“-Erlebnis (Watzlawik, 2004). Im Gegensatz dazu müssen Jugendliche, deren Gefühle nicht der Norm entsprechen, aktiv explorieren und diese Integration erst herstellen. Die bisher gegebenen Beispiel zeigen, dass man hier durchaus in vielen Fällen von einer anfänglichen Identitätsdiffusion sprechen kann (Verzweiflung, Resignation), bevor man die Gefühle zulässt und exploriert (Moratorium: Es könnte sein, dass ich homo- bzw. bisexuell bin!), um dann letztendlich eine Festlegung für sich zu treffen, wo man sich auf dem Spektrum (siehe Kasten 1) der sexuellen Orientierungen verorten möchte (Erarbeitete Identität). Ähnliche Mechanismen ließen sich für die Entwicklung der globalen Geschlechtsidentität formulieren, bei der die meisten Menschen das Geschlecht an sich nicht in Frage stellen, die zugeschriebene Identität also dem eigenen Gefühl entspricht (übernommene Identität) und nur in Fällen der Zwischenstufen (trans*) aktiv exploriert werden und nach Identifikationsmöglichkeiten gesucht werden muss. In beiden Fällen führt dieser erhöhte „Aufwand“ dazu, dass andere, eigentlich für diese Lebensphase typischen Entwicklungsaufgaben hintenan gestellt werden müssen. Eine ältere Studie von Biechele, Reisbeck und Keupp (2001) zeigte z.B., dass schwule Jugendliche die Erfahrung von Liebe anderthalb Jahre und die der ersten Beziehung rund zweieinhalb Jahre später als heterosexuelle männliche Jugendliche machen und so diese Aspekte der sexuellen Identitätsfindung erst später aktiv erleben und „bearbeiten“ können. Die Aufgabe „sich selbst zu finden“ nimmt also Kapazitäten in Anspruch, die heterosexuelle Jugendliche direkt in andere Bereiche investieren können.
Sowohl Phasenmodelle als auch das Stufenmodell von Marcia (1993) sind Annäherungen an den eigentlichen Identitätsprozess, anhand derer schon einmal kritische Themen und Entwicklungsabschnitte sichtbar gemacht werden können. Wie komplex der Prozess tatsächlich ist, soll ansatzweise im nächsten Abschnitt gezeigt werden.
Das folgende Modell (siehe Abb. 1) erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll aufzeigen, dass jedes Individuum eine Fülle von Erfahrungen und Eindrücken verarbeiten muss und dass ein kohärentes Selbstkonzept zu entwickeln ein fortlaufendes sowie komplexes Vorhaben ist. Einige zu berücksichtigende Einflüsse wurden bereits besprochen. Menschen bewegen sich immer in einem bestimmten gesellschaftlichen und kulturellen Rahmen (z.B. definiert durch Gesetze, geteilte Werthaltungen, Sprache), können sich in diesem aber von einem Ort zum anderen bewegen. Ich kann von einem Dorf in die Stadt ziehen und auf einmal mit anderen Personen, Werthaltungen und Möglichkeiten konfrontiert sein. Das, was in einem Kontext als falsch galt, ist in einem anderen evtl. eine Option. Es macht durchaus einen Unterschied, ob ich mein Coming Out in einem katholischen Bergdorf oder in der Großstadt (z.B. Köln) habe: Mit anderen gleichgeschlechtlich orientierten Personen direkten Kontakt aufzunehmen, ist in dem einen Kontext viel schwieriger als in dem anderen. Wechselt eine Person den Ort, können schon dadurch Spannungen und Widersprüche entstehen. Wertesysteme, die im „alten“ Kontext entstanden sind, werden im neuen nicht einfach abgeschüttelt – aber durchaus in Frage gestellt. Das Individuum muss sich damit auseinandersetzen und sich ggf. neu positionieren (vgl. Zittoun & Gillespie, 2014).
Durch Bewegung bzw. Veränderungen über die Zeit wird das Individuum dementsprechend neue Erfahrungen machen, die das eigene Selbstkonzept bestätigen oder in Frage stellen können. Allein das Bewusstwerden der eigenen homosexuellen Orientierung kann, wie beschrieben, zu Verwirrung führen: Was bedeutet dies für mich? Was weiß ich darüber? Was sagen andere? Teilweise werden Fragen gestellt wie: Was ist schief gelaufen? Wie war ich früher? Gab es Anzeichen? Fragen die auch Eltern homo- und bisexueller Kinder stellen, wenn sie ihr inneres und äußeres „Coming Out“ stellen (siehe Elternbroschüre des Hessisches Sozialministerium, n.d.). Verzweiflung macht sich breit, wenn die Lebensentwürfe, die man für sich hatte, nicht mehr möglich erscheinen (Heiraten? Kinder bekommen? Akzeptiert werden?). Das Individuum bewegt sich bei der Bewertung und Verarbeitung also immer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und antizipierter Zukunft (vgl. Watzlawik, Schachter & Cunha, in press).
Um die Frage: „Wer bin ich?“ beantworten zu können, bedient sich nicht nur die Forschung, sondern auch das Individuum bestimmter Kategorien und Label. Die Gefühle für Personen des gleichen Geschlechts werden beispielsweise als Indikator für die eigene sexuelle Orientierung erkannt, eingeordnet und bewertet. Diese Einordnung geschieht in verschiedenen Bereichen (Identitätsfacetten), die sich gegenseitig beeinflussen (Intersektionalität). Eine Frage, die homosexuelle Jugendliche in unseren eigenen Studien stellten, wenn sie sich ihrer Gefühle bewusst wurden, war: „Bin ich trotzdem ein richtiger Mann bzw. eine richtige Frau?“ (Watzlawik & Heine, 2009). Diese Frage verdeutlicht mögliche Bezüge, die nicht immer so explizit formuliert werden können. In diesem Falle steckt die Auseinandersetzung mit stereotypen Annahme wie: „Homosexuelle Männer sind tuntig und homosexuelle Frauen immer maskulin!“ dahinter – beides Annahmen, die sich nicht halten lassen, aber die dazu führen, dass das Individuum bei der Erarbeitung seiner sexuellen Identität auch die eigene Geschlechtsidentität neu betrachtet. Dabei wird nicht die globale Geschlechtsidentität in Frage gestellt („Bin ich ein Mann, Frau oder keines von beidem?“), sondern die spezifische, die die Ausgestaltung der entsprechenden Rolle beschreibt (vgl. Trautner, 2002). Entwicklungspsychologisch gesehen entwickelt sich die globale Geschlechtsidentität noch bevor sich der Mensch seiner sexuellen Orientierung bewusst wird. Diese ist dann Grundlage für die spätere (Selbst-) Definition als z.B. homo- oder heterosexuell.
Wie schafft es das Individuum nun aber, die einzelnen Aspekte des Selbstkonzepts (sexuelle Identität, Geschlechtsidentität, berufliche Identität, ethnische Identität, etc.) zu einem annähernd stimmigen Identitätsgefühl zu vereinen. Eine Möglichkeit ist, verschiedenen Entwicklungen, Gedanken, Erfahrungen in Form einer biographischen Geschichte zu vereinen (à Narrationen). Tatsächlich geht die Forschung heute davon aus, dass sich Menschen in Form von Geschichten situativ ständig „neu erfinden“. Dies erlaubt ihnen, trotz ständigem Wandels und Widersprüchen das Gefühl der Einheit herzustellen (vgl. Keupp, 2012). Wie die Geschichte erzählt wird, hängt wiederum von dem Kontext, in dem sie entsteht, ab. Wer hört zu? Was will ich erreichen? Was kann ich erzählen, was bleibt unerzählt? Was ist in dem Moment für mich relevant?
Da wir Erfahrungen machen, die sich nicht immer stimmig in eine Erzählung einbetten lassen, ist der Mensch außerdem in der Lage, Dinge zu leugnen, zu ignorieren oder selbstwertdienlich umzudeuten (vgl. Greve, 2000). Jugendliche mögen so z.T. erleichtert sein, wenn Dr. Sommer erklärt, dass in der Adoleszenz homosexuelle „Phasen“ vorkommen können, aber wieder vorbei gehen. Diese Erklärung für das eigene Empfinden muss aber spätestens dann wieder verworfen werden, wenn die eigenen Gefühle einfach nicht verschwinden wollen. Diese Anpassungen können in Bezug auf die sexuelle Identität, aber auch auf andere Facetten notwendig werden. Zittoun (2006) spricht hier von „Rupturen“, also Brüchen in der eigenen Biographie, die Anpassungen erfordern. Dies können Ereignisse wie Kündigungen, Trennungen, die Geburt eines Kindes, ein Lottogewinn, der Abschluss eines Studiums oder die Begegnung mit einem Menschen, in den man sich verliebt, sein. Allen Ereignissen ist gemein, dass man bisherige Wertesysteme, Verhaltensweisen, etc. hinterfragt bzw. hinterfragen muss. Nur diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Identitätsentwicklung ein lebenslanger Prozess ist, der von Individuen einiges abverlangt. Diesen Prozess positiv zu unterstützen und Bedingungen zu schaffen, in denen Diskriminierungen und Ausgrenzungen unwahrscheinlicher werden, ist für die Prävention von psychischen Belastungen und Erkrankungen, die – wie gezeigt – bis zu der Entscheidung reichen können, sich selbst das Leben zu nehmen, von zentraler Bedeutung.
Wozu die ganze Theorie über Identität? Zum einen können Phasen- oder Stufenmodelle dabei helfen, Entwicklungsverläufe zu skizzieren, um – gerade für Beratende, die mit der Thematik nicht vertraut sind – deutlich zu machen, welche Problemstellungen es möglicherweise zu bearbeiten gilt. Ist man gerade sehr verzweifelt, kann z.B. die Aussage, viele Menschen würden homosexuelle Phasen durchmachen, temporär erleichtern, aber man sollte auch die Möglichkeit erwähnen, dass es keine Phase sein könnte und dass dies dann ebenfalls keinen Weltuntergang bedeutet. Es gibt keine prototypischen Verläufe, wie man anhand der Stadien annehmen könnte. Sie dienen lediglich zur groben Orientierung. Im Einzelfall können Verläufe ganz anders aussehen. Es geht also darum, die individuelle Situation zu verstehen – die Komplexität wurde im vorhergehenden Abschnitt skizziert: Welche Aspekte sind für den einzelnen relevant, was sind die Hauptthemen? Was bedingt sich gegenseitig oder macht die Situation leichter (Ressourcen) bzw. schwieriger (Stressoren)? Stehen Identitätsfacetten im Konflikt miteinander (Geschlechtsidentität und sexuelle Identität; religiöse Identität und sexuelle Identität, etc.)? Welche Informationen braucht jemand, um für sich zu einer stimmigen, eigenen Geschichte zu kommen, ohne Teile von sich verleugnen zu müssen. Gerade in der Zeit, in der man sich mit der Möglichkeit, homo- oder bisexuell zu sein, auseinandersetzt, ist es wichtig, an hilfreiche Informationen zu kommen und auch Ambiguität aushalten zu können. Durch Gespräche mit anderen, durch Bücher, Webseiten, … kompetente Aufklärung bleibt ein fortlaufendes Thema – gerade im Jugendalter, in dem die sexuelle Identitätsentwicklung zu den zentralen Aufgaben gehört. Nur ca. ein Drittel der Schüler_innen in Deutschland geben an, im Sexualkundeunterricht etwas über Homosexualität erfahren zu haben (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2010) – Bisexualität wird in derselben Umfrage nicht explizit erwähnt. Wichtig ist hier, Homosexualität von Themen wie HIV und AIDS zu entkoppeln und als gleichberechtigte Variante der sexuellen Orientierung darzustellen, um Ängste und Identitätskonflikte nicht noch zu verstärken. Ressourcen für Lehrende, wie dies gelingen kann, stehen bereits zur Verfügung (z.B. unter www.diversity-in-europe.org), werden allerdings noch nicht ausreichend genutzt. Sollten sich Lehrende mit dem Thema nicht wohl fühlen, besteht außerdem die Möglichkeit, Aufklärungsgruppen um Hilfe zu bitten (Infos z.B. unter www.schlau-nrw.de). Dass auch bei Beratenden sowie Therapeut_innen Fortbildungsbedarf besteht, zeigt die Studie „LSBT Jugendliche - Online gut beraten?“ die von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (2008) in Auftrag gegeben wurde: Gerade bei nicht spezialisierten Online-Beratungsangeboten (weniger als 1 Anfrage zum Thema sexuelle Orientierung) fühlen sich nur 25% der Beratenden ausreichend informiert – allerdings würden zwei Drittel die Anfragen dennoch selbst beantworten (!). Es ist zu vermuten, dass auch im „Offline“-Beratungsbereich Informationsbedarf besteht, um eine kompetente Unterstützung zu garantieren. Die bereits vorhandenen spezialisierten Beratungsangebote, die in vielen Fällen mit geringem finanziellen Budget von Vereinen und Privatpersonen organisiert werden, besser zu vernetzen und sichtbarer zu machen, wäre ein wichtiger Schritt – gerade in Abgrenzung erwähnter, vermeintlich (!) gut gemeinten Hilfsangebote.
Grundsätzlich wäre es wünschenswert, die Variabilität der sexuellen Orientierung sichtbarer und vor allem selbstverständlicher werden zu lassen. Warum kann Viktor nicht für seinen Ehemann 10 Äpfel kaufen? Oder die Prinzessin am Ende eines Märchens ihre Prinzessin finden (vgl. de Haan & Nijland, 2001)? Eine gewisse Form der Selbstverständlichkeit von Vielfalt zu erreichen, würde vielleicht auch den Druck nehmen, sich überhaupt einordnen zu müssen. Und dies gilt nicht nur für den Aspekt der sexuellen Orientierung, sondern auch für andere Bereiche die oft dichotom gehandhabt werden (Mann-Frau, Behindert-Nichtbehindert, etc.). Allerdings setzt dies voraus, Ambiguität aushalten zu können – etwas, dass schwer fällt, aber Teil der fortlaufenden Identitätsarbeit ist. Egal in welchem Bereich.
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[2] Auch innerhalb der katholischen Kirche gibt es natürlich liberalere Stimmen: Im Vatikan antwortete eine der Nonnen, die den Informationsstand betreute, auf meine Frage, ob gleichgeschlechtliche Liebe eine Sünde sei, selbstbewusst, dass Jesus die Liebe zwischen Menschen als etwas Positives und Wünschenswertes gesehen hat und somit auch die (romantische) Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen nicht als Sünde verstanden werden könne.
[3] Die Autorin ist sich bewusst und bittet auch die Lesenden, dies zu berücksichtigen, dass die Einteilung in Männer und Frauen bzw. Jungen und Mädchen stark vereinfacht und nicht alle Menschen in Bezug auf ihr biologisches, psychologisches oder soziales Geschlecht treffend beschreibt. Die Kategorisierungen werden in vielen Studien allerdings dennoch als Dichotomie mit einbezogen und hier entsprechend, sollten die Ergebnisse auf dieser Einteilung basieren, dargestellt.
[4] Dieselbe Frage wird im Rahmen der Inklusionsdebatte geführt, wenn es um die Betrachtung aller „Dimensionen von Heterogenität“ (Hinz, 2008, S. 98) geht und bewusst betont wird, dass dichotome Vorstellungen, wie z.B. Behinderte und Nicht-Behinderte, kritisch hinterfragt bzw. aufgehoben werden sollten (vgl. z.B. Hinz 2008).
[5] Kategoriale Zuordnungen können zudem im politischen Umfeld sinnvoll sein, wenn man sich für Rechte von bestimmten Gruppen einsetzt. Klare Abgrenzungen, auch wenn sie interindividuelle Unterschiede zunächst vernachlässigen, können hier langfristig zu allgemeinen Verbesserungen und weniger Diskriminierung führen (vgl. van den Akker, van der Ploeg & Scheepers, 2013).
[6] Auf der Webseite queerbychoice.com, die in Opposition zu genetischen Determinanten von Homosexualität geht, wird dieses Thema diskutiert.
[7] Epigenetik befasst sich mit der Frage, welche Faktoren die Aktivität eines Gens festlegen und ob Aktivitätsmuster an nachfolgende Generationen vererbt werden können.
[8] In Deutschland wurde Homosexualität bis 1992 als Krankheit definiert (ICD: International Classification of Diseases), in den USA war diese Definition offiziell bereits 1974 aufgehoben worden.