Abstract: Eine nachhaltige Förderung sozial benachteiligter und/oder armer Jungen und Mädchen erfordert eine ausreichende und qualifizierte Infrastruktur für Kinder und ihre Eltern/Familien. Besonders gefordert ist die Kommune sowohl als Lebensort ihrer Bürger/-innen als auch als Garant sozialer Daseinsvorsorge. Sie spielt gerade für die Armutsprävention eine herausragende Rolle. Umso erstaunlicher ist eine nach wie vor konstatierbare Zurückhaltung in der theoretischen Diskussion und in der praktischen Umsetzung präventiver Handlungsansätze.
Dazu will dieser Beitrag einen grundlegenden Impuls geben. Zunächst wird komprimiert auf das gesellschaftliche Phänomen „Kinderarmut“ eingegangen. Es werden die Ursachen und Risiken benannt sowie das „Kindergesicht der Armut“ in seinen Erscheinungsformen und Wirkungen beschrieben. Daran schließt sich die Auseinandersetzung mit Armutsprävention allgemein und kindbezogener Armutsprävention im speziellen an. Sie ist als verhältnis- und verhaltensbezogener Ansatz sozialer Gegensteuerung zu verstehen. Besondere Verantwortung liegt beim Staat und entsprechend der föderativen Struktur bei den einzelnen staatlichen Ebenen. Abschließend werden bereits vorhandene Ansätze kommunaler Armutsprävention für Kinder vorgestellt, wobei zwischen integrierten Gesamtansätzen und komplexen Teilansätzen zu differenzieren ist. Beispielgebend sind – weil Vorreiter – Monheim am Rhein, Nürnberg und Wiesbaden.
Stichworte: Kinderarmut, Ansatz kindbezogener Armutsprävention, Armutsfolgen, Resilienz, Bildung, kommunale Präventionskette, öffentliche Verantwortung für Kinder, Mo.Ki-Monheim für Kinder, Bildungsteilhabe Wiesbaden, Nürnberg-Pass, Runder Tisch NRW - Hilfe für Kinder in Not
Inhaltsverzeichnis Armut ist zunächst einmal ein mehrdimensionales gesellschaftliches Phänomen, das nicht zuletzt wegen seiner normativen Setzungen nur schwer fassbar ist. „Armut hängt von den sozialen und politischen Rahmendaten ab, die gesellschaftlich und politisch gestaltet werden“ (Huster et al. 2008: 16). Eine einheitliche Definition gibt es nicht (vgl. BMAS 2008), doch wird mittlerweile von einem allgemeinen EU-Verständnis ausgegangen und anhand einer gemeinsamen EU-Definition gemessen. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent eines mittleren Einkommens (gewichtet, Median) zur Verfügung hat. Der bundesweite Grenzwert – ermittelt auf der Basis des Mikrozensus – lag 2007 bei 764,- Euro für einen Ein-Personen-Haushalt. Zusätzlich lässt sich die Zahl der Leistungsempfänger/-innen nach SGB II (umgangssprachlich Hartz IV) oder SGB XII als Anhaltswert nutzen.
Armut stellt darüber hinaus eine durch die jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmte individuelle Lebenslage dar, die sich vor allem durch folgende Merkmale auszeichnet:
Kinderarmut ist ein Terminus, der abkürzend die Folgen von familiärer Armut für Kinder meint[1]. Bei Beschäftigung mit kindlicher Armut ist automatisch auch die elterliche Lage zu betrachten.
Als Ursachen von Armut bei Erwachsenen gelten (Langzeit-)Erwerbslosigkeit und, in den letzten Jahren massiv zunehmend, Erwerbstätigkeit auf niedrigem Zeitniveau und/oder mit Niedriglohn. So lag 2007 der Anteil der Niedriglohnempfänger/-innen an allen Beschäftigten bei 21,7 Prozent oder anders formuliert: Mehr als jede/r Fünfte arbeitete für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. Davon war fast jede/r zweite (47 %) Vollzeitbeschäftigte (working poor). Vier von fünf Niedriglohner/-innen (80 %) verfügen über eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung (Kalina/Weinkopf 2009). Weiterhin sind unter anderem Trennung und Scheidung sowie Überschuldung als Ursachen zu nennen. Noch selten wird – und wenn dann mit Bezug zur Problematik „Frauenarmut“ – die nicht oder nur gering entlohnte Haus-/Pflege-/Erziehungs-/Sorgearbeit diskutiert. Für eine größer werdende Gesellschaftsgruppe besteht heute die Gefahr von „Armut vor der Arbeit – Armut während der Arbeit – Armut nach der Arbeit“.
Dem Armutsrisiko unterliegen die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedlich. Einige Beispiele: Der Altersgruppenvergleich zeigt für Kinder und Jugendliche die höchsten Risikoquoten an. Der Gendervergleich belegt, dass Frauen spätestens ab dem jungen Erwachsenenalter und danach kontinuierlich bis ins hohe Alter stärker armutsbetroffen sind. Bei einer Differenzierung nach Bildungshintergrund ist es die Gruppe der niedrig Qualifizierten. Kinder sind vor allem dann risikogefährdet, wenn sie in einer Familie mit einem oder mehreren von fünf sozialen Merkmal(en) aufwachsen: alleinerziehend, bildungsfern, Migrationshintergrund, mehr als zwei Geschwister, Lebensort ein sozial belastetes Quartier. Besteht eine Merkmalskombination potenziert sich die Gefährdung um ein Vielfaches.
Kinderarmut ist schon seit Mitte der 1980er Jahre ein Massenphänomen. Anhand der Sozialhilfe-/Sozialgeldstatistik wurde das Strukturmuster erkennbar: je jünger die Altersgruppe desto höher war deren Armutsrisiko. In den letzten Jahren hat sich die Risikoverteilung innerhalb der jungen Generation weg von der Gruppe der Kleinkinder (unter 3 Jahre = rd. 17 % Armutsrisikoquote) hin zur Gruppe der Jugendlichen (13 bis 18 Jahre = rd. 21 %) und noch mehr zur Gruppe der jungen Erwachsenen (19 bis 25 Jahre = fast 25 %) verschoben. Letztere sind aktuell am stärksten armutsbetroffen (vgl. Grabka/Frick 2010: 6).
Vom Umfang her finden sich je nach Definition, Betrachtungsperspektive und Ansatz der Messung unterschiedliche Angaben. Einige Anhaltswerte: 2007 waren 2,4 Mio. der unter 18-Jährigen in 1,4 Mio. Haushalten arm (SOEP, 60 %-EU-Armutsgrenze). Die Risikoquote lag bei 17,7 % (BMFSFJ 2009b: 63). SGB II-Leistungen bezogen im März 2010 rund 3,67 Mio. Bedarfsgemeinschaften. In mehr als jeder dritten lebten Kinder unter 15 Jahre. Rund 1,78 Mio. oder jedes sechste Kind war von Hartz IV abhängig (vgl. BA 07/2010).
Die Hartz IV-Zahlen offenbaren immense Unterschiede auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene. Typisch ist eine Dreiteilung des Bundesgebietes mit einem Ost-West- und einem Nord-Süd-Gefälle. Hinzu kommt ein Stadt-Land-Gefälle. Die Spreizung erfasst Tabelle 1: Zwar weist Bayern mit einer durchschnittlichen Landesquote von 7,7 Prozent die geringste Hartz IV-Quote unter allen Bundesländern auf und doch reicht selbst hier das Spektrum von 23,5 Prozent (Stadt Hof) bis 1,7 Prozent (Kreis Freising). Für Hessen findet sich eine Spreizung von 34,4 bis 7,9 Prozent.
Tab.1: Anteil der unter 15-Jährigen Sozialgeldbezieher/-innen an der gleichaltrigen Bevölkerungsgruppe nach Regionen |
||
Region |
Anteil der unter 15-Jährigen mit SGB II-Bezug |
|
Höchster Wert |
Niedrigster Wert |
|
Sachsen *) |
33,8 % |
18,3 % |
Hessen |
34,4 % |
7,9 % |
Nordrhein-Westfalen |
33,3 % |
5,9 % |
Niedersachsen |
30,3 % |
9,2 % |
Bayern |
23,5 % |
1,7 % |
Frankfurt am Main ** ) |
41 % |
3 % |
Anmerkungen: Daten der BA. *) Daten für Dezember 2009; **) Daten für das Jahr 2007 |
Aufwachsen heute bedeutet, dass die Lebenswelten von armen und nicht-armen Kindern immer weniger miteinander zu tun haben (vgl. Alt 2008; Holz et al. 2006; Zander 2009). „In Abhängigkeit von der Lebenssituation der Eltern haben sich in Deutschland in den letzten Jahren vielfach parallele Kinderwelten ausgeformt. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder unterscheiden sich erheblich darin, ob sie beispielsweise im Schatten von Arbeitslosigkeit aufwachsen, keinen häuslichen Umgang mit Büchern, aber möglicherweise mit PC-Spielen haben, durch engagierte Eltern gefördert oder mit ungelösten Migrantenproblemen konfrontiert werden“ (Henry-Huthmacher 2008: 7). Es ist ein hohes Maß sozialer Ungleichheit oder anders formuliert „ungleicher Kindheit“ feststellbar (vgl. APuZ 2009).
Befunde der AWO-ISS-Langzeitstudie[2] beschreiben, dass arme Kinder bereits im Alter von sechs Jahren erkennbar belastet sind. Ihre materielle Grundversorgung weist erhebliche Defizite auf, was sich am deutlichsten im verspäteten und unregelmäßigen Zahlen von Essensgeld und sonstigen Beiträgen für KiTa-Aktivitäten zeigt. Betroffen Kinder kommen häufiger hungrig in die Einrichtung und/oder dem Kind fehlte die körperliche Pflege. Ebenso sind Mängel im kulturellen Bereich zu erkennen, insbesondere durch Auffälligkeiten im Spiel-, Sprach- und Arbeitsverhalten. Arme Kinder wurden nicht nur insgesamt häufiger als nicht-arme Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt, sondern auch bei vergleichbarer Ausgangslage beziehungsweise dem gleichen Maß an „Auffälligkeiten“ hatten sie geringere Chancen für einen regulären Übertritt in die Regelschule als nicht-arme Kinder. Das setzt sich im weiteren Lebensverlauf fort. Arme Mädchen und Jungen haben bis zum Alter von zehn Jahren auch weitaus weniger allgemeine und altersgemäße Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten; zum Beispiel durch Vereinsmitgliedschaft oder Teilnahme an freiwilligen Kursen inner- und außerhalb der Schule. Sie erfahren Bildungsbenachteiligung in der Grundschule, sichtbar werdend anhand folgender Indikatoren: (a) häufigere Klassenwiederholung, (b) schlechtere Schulnoten bei gleicher Leistung, (c) geringere Chancen, eine Gymnasialempfehlung zu erhalten und (d) erhöhter Wechsel in Förder- und Hauptschulen (vgl. Holz et al. 2006). Das setzt sich im weiteren Schulverlauf fort. Familiäre Armut gilt als der größte Risikofaktor in Bezug auf den Schulerfolg, es folgen elterlicher Bildungs- und Migrationshintergrund (vgl. Schulze et al. 2008; Bos et al. 2010).
Diese Prozesse wirken fort, so dass der Anteil an armen Jugendlichen in Jugendhilfe-Maßnahmen oder in Berufsvorbereitungsangeboten überproportional ist (vgl. MASGFF 2010; Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010). Ihre Erfahrungen als Opfer oder Täter bei Gewaltdelikten, ihre Suchtkontakte und Krankheitsgefährdungen sind überdurchschnittlich (vgl. Laubstein et al. 2010).
Armut ist auch bei Kindern kein einmaliges Ereignis, sondern es sind Episoden, die sogar die gesamte Kindheit andauern können. Die von Fertig/Tamm durchgeführte Analyse der SOEP-Daten von 1991 bis 2005 verdeutlicht, dass Heranwachsende in Familien mit zwei vollerwerbstätigen Eltern so gut wie nie über eine längere Phase (d.h. > 5 Jahre) arm waren, dagegen aber fast 32 Prozent mit einer nicht vollzeitbeschäftigten Alleinerziehenden (vgl. Fertig/Tamm; 2008: 163.) Die AWO-ISS-Studie erfasst rund 17 Prozent der zwischen 1999 und 2003/04 erforschten Kinder als dauerhaft arm. Dauerarmut ist bei ihnen am stärksten mit konstanter Auffälligkeit in der kulturellen Lage (Bildung) verknüpft, d. h. sowohl mit Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten als auch mit Lernkompetenzen und Schulerfolg.
Unbestritten ist heute die drängende Aufforderung gesellschaftlichen Handelns zur Gegensteuerung (vgl. Meier-Gräwe 2009; Holz 2009; BJK 2009). Armutsprävention auf allen Ebenen und allerorts ist gefordert. Was ist damit gemeint? Was beinhaltet das? Welche Ziele und Schwerpunkte sind wichtig? Welche Strategien sind erforderlich? Was ist im konkreten Alltag auf kommunaler Ebene bereits zu finden?
Die theoretische wie empirische Basis liefern die Erklärungsansätze der Gesundheitswissenschaft und der Sozialen Arbeit sowie daran orientierte Konzepte einer (Gesundheits-)Förderung[3] (vgl. Mielck 2005; Lampert/Richter 2009; Rosenbrock/Kümpers 2009). Gleichwohl sind dort genutzte Termini der Prävention und der Bewältigung im Kontext der Armutsproblematik spezifisch zu betrachten (vgl. Richter 2005; Zander 2009, Holz/Richter-Kornweitz 2010). Deutlich wird das anhand von Fragen wie: Lässt sich Armut tatsächlich verhindern? Wer kann sie verhindern?
Prävention übersetzt als Vermeidung/Verhinderung von schädlichen Ereignissen kann Armut als Gesellschaftsphänomen nicht wirklich abwenden, denn Armut ist genuiner Bestandteil moderner – auf Erwerbsarbeit beruhender, über Geldbeziehungen funktionierender – Gesellschaften. Es geht also im Zusammenhang mit Armutsprävention eher um die Frage, wie vorhandene materielle Ressourcen und Chancen in einer Gesellschaft verteilt sind und wie mittels des Marktgeschehens der Wohlstand für alle respektive eine wachsende Ungleichheit zwischen verschiedenen sozialen Gruppen erzielt wird. Wachsende soziale Ungleichheiten haben zunehmende Armut und soziale Ausgrenzungen von Individuen und einzelnen Bevölkerungsgruppen zur Folge (vgl. Huster et al. 2008).
Wenn Armutsursachen zuvorderst im strukturellen (Verhältnis-)Bereich und erst dann im individuellen (Verhaltens-)Bereich liegen – da, wie oben ausgeführt, die Risiken gesellschaftlich verschieden verteilt sind und diese die einzelnen sozialen Gruppen unterschiedlich treffen können –, dann müssen Handlungsansätze zur Gegensteuerung ebenfalls beide Bereiche in den Blick nehmen. Das erfordert immer eine ganzheitliche und systemorientierte Betrachtungsweise.
Armutsprävention wird als gesellschaftliche Verpflichtung und zugleich als sozialstaatlicher Auftrag entscheidend durch Politik und Verwaltung gestaltet. Sie beinhaltet das Aktivwerden auf unterschiedlichen Handlungsebenen und vereint in sich politische, soziale, pädagogische und planerische Elemente. Sie umfasst gegensteuernde Maßnahmen durch Gestaltung von Rahmenbedingungen, Bereitstellung sozialer Ressourcen und durch Förderung integrativer Prozesse. Akteure sind die politisch Verantwortlichen auf kommunaler, Landes-, Bundes- und EU-Ebene, aber auch Organisationen, Institutionen und ihre Fachkräfte sowie die Bürger/-innen selbst.
Maßnahmen der Armutsprävention lassen sich in vielen Feldern und Formen verorten. Zudem gibt es ein ausdifferenziertes konzeptionelles und methodisches Knowhow der verschiedenen Professionen. Sind die Stärken der Gesundheitsförderung gerade in der Primär- und Sekundärprävention zu finden, so ist es eine Stärke sozialarbeiterischen Handelns, sekundär- und tertiärpräventiv zu wirken. Bei Kindern kommt dem Bildungssektor herausragende Bedeutung zu. Die Stärken der Pädagogik liegen eindeutig in der Sekundärprävention. Allein diese Zuordnungen verdeutlichen, Prävention im Kontext von Armut ist eine Querschnittsaufgabe aller Professionen und aller Institutionen und Dienstleister. Sie ist zudem ein Querschnittsauftrag aller Politikfelder von der Wirtschafts- und Arbeitsmarkts-, von der Berufs- und Bildungs-, von der Gesundheits- über die Kinder-, Jugend- und Familienpolitik bis hin zur Sozialpolitik.
Hierzulande existiert ein ausdifferenziertes System aus Geld- und Dienstleistungen für (arme) Familien und Kinder. Entscheidend ist, wie das System der materiellen Grundsicherung/-versorgung und die Instrumente einer kindbezogenen Armutsprävention miteinander verknüpft und strukturell aufeinander abgestimmt sind. Das erfordert – wie oben beschrieben – verantwortliches Handeln vieler. Letztendlich aber kommt es darauf an, vor Ort – als dem Lebens- und Sozialisationsraum von Kindern – sowohl ein positives Klima als auch eine allgemeine Infrastruktur zu schaffen.
Es bestehen drei Ansätze staatlicher Gestaltung kindbezogener Armutsprävention, die indirekt oder direkt auf den Heranwachsenden ausgerichtet sind:
1. Indirekt über die Stärkung und Unterstützung von armen Eltern/Familien:
Hier gilt es, Armutsursachen zielgerichtet durch staatliche Rahmensetzungen zu bekämpfen. Es geht um den Zugang und die Teilhabe der Erwachsenen zu allen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere dem Erwerbsleben (Arbeitsmarkt), der sozialen Sicherung (Sozialtransfers), der Infrastruktur (Hilfeangebote) und der Kompetenzförderung (Familien-Bildungsangebote). Je besser arme Eltern integriert sind, desto eher können sie ihre Verantwortung gegenüber ihren Kindern wieder erfüllen. Hauptakteur ist der Bund in Kompetenzteilung mit den Ländern.
2. Indirekt über die Gestaltung der sozialen Umwelt:
Armut ist Indikator für soziale Segregation in der Kommune. Je besser es vor Ort gelingt, die Bedingungen des Aufwachsens von allen und gerade von belasteten Mädchen und Jungen zu gestalten, desto größer sind die Chancen für ein lern- und erfahrungsreiches Umfeld. Gerade die Kinder- und Jugendhilfe kennzeichnet sich sowohl durch den Einzelfallbezug als auch die Gemeinwesenorientierung. Das konkretisiert sich im Auftrag (die Lebenswelt und den Lebensraum der Minderjährigen berücksichtigen), bei der Angebotsgestaltung (zu kooperieren und zu koordinieren) und in der Strukturentwicklung (zu vernetzen und Querschnittsbezüge herzustellen). Hauptakteur ist die Kommune mit Unterstützung von Land und Bund.
3. Direkt über die Förderung, Unterstützung und Schutz armer Kinder:
Es gilt, die Armutsfolgen aufzufangen und die Potenziale jedes einzelnen Jungen und Mädchen zu entwickeln. Es geht um eine schützende Begleitung in der Kindheit und Jugend. Je sensibler die öffentliche Wahrnehmung und Verwirklichung von Kinderbelangen ist, desto größer die Sicherheit, dass ihnen eine Zukunft eröffnet wird. Wichtige Felder sind hier: materielle Existenzsicherung, Wohnraumsicherung, Förderung erfolgreicher Bildungsverläufe über „kommunale Bildungslandschaften“ oder Gesundheitsförderung in KiTas, Schulen und im Quartier. Hauptakteur ist die Kommune mit Unterstützung durch das Land.
Das gemeinsame Handeln Vieler ist fundamental auf gemeinsame Ziele gerichtet. Erforderlich ist eine Arbeitsteilung verbunden mit einer hohen Bereitschaft zu Kooperationen zwischen den Akteuren. Eine Strukturvoraussetzung dafür ist das Präventionsnetzwerk. Die spannungsvollsten und zugleich immer wieder entscheidenden Nahtstellen sind die lebensbiografischen Übergänge (z.B. Übergang Geburt – Frühe Hilfen, Frühe Hilfen – KiTa usw.) (vgl. Abb. 1). Armutsprävention auf kommunaler Ebene ist die sichtbare Neuorientierung einer Gemeinde/Stadt und bedeutet einen Paradigmenwechsel im Sinne von „Prävention als Aktion statt Reaktion“. Dieser Prozess ist immer ein (kommunal-)politischer unter Einbindung der städtischen Gremien respektive der Verwaltung(sspitze). Es erfordert einen „langen oder mindestens längeren poltischen Atem“.
Es sind Transparenz und öffentliche Diskussionen erforderlich, schließlich impliziert Armut stets soziale Ausgrenzung. Die Gegenbewegung, soziale Integration, erfolgt nicht ohne das Wissen und ohne die Bereitschaft der Bürger/-innen, ohne ihre Betroffenheit, ihren Protest oder ihr Engagement. Engagement und Solidarität der Menschen untereinander wiederum sind nicht allein abstrakt formulierte wichtige Fundamente einer Gemeinschaft, sondern realiter allerorts meist öfter vorhanden als vermutet. Das gilt es immer wieder zu fördern und für armutsbetroffene Gruppen einzusetzen.
Abb.1: Strukturprinzip kindbezogener Armutsprävention – Kommunale Präventions-/Bildungskette durch Netzwerke
Quelle: Eigene Darstellung.
Immer mehr befassen sich Städte und Gemeinden mit dem Problem „Kinderarmut“ sowohl aufgrund steigenden Problem- und Handlungsdrucks als auch zunehmenden Bewusstseins für eine „öffentliche Verantwortung“ in Ergänzung der „privaten Verantwortung“ für sozial belastete und arme Kinder. Dazu hat nicht nur der 12. Kinder- und Jugendbericht (BMFSFJ 2005) beigetragen, sondern genauso die Diskussion um ein kindergerechtes Deutschland oder universale Kinderrechte (vgl. zuletzt BJK 2009).
Im Wesentlichen lassen sich derzeit bundesweit zwei Ansätze in Kommunen erkennen:
Zu a) Integrierte Gesamtansätze – Welche Erkenntnisse bieten die Städte (Mittel- und Großstadt)
3.1.1 Was macht die Stadt Monheim am Rhein seit 2002 (anders)?
Problemdruck: 19 Prozent oder 1.577 der unter 18-Jährigen lebten Mitte 2008 von Hartz IV, bei den unter 7-Jährigen lag die Quote bei 25,2 Prozent. Am stärksten betroffen sind Jungen und Mädchen, die in einem Stadtteil aufwachsen, der seit 1995 als Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf anerkannt ist. Hier leben knapp 26 Prozent der Monheimer Bevölkerung, aber rund 35 Prozent der Monheimer Jugend. Sie haben mehrheitlich einen Migrationshintergrund und wachsen vermehrt in Haushalten mit folgenden Strukturmerkmalen auf: Hartz IV-Bezug, alleinerziehend, erwerbslos oder erwerbstätig mit Niedrigeinkommen.
Der Monheimer Ansatz – Leitziele, Philosophie und Strategien
Einbindung in die Stadtentwicklung: Ausgangspunkt war und ist das Zielkonzept 2020 der Stadt hin zu einer integrierten, nachhaltigen und strategisch ausgerichteten Stadtentwicklung. Zwei Bereiche sind im Armutskontext besonders relevant: (a) die Maßnahmen zur Stadterneuerung in dem belasteten Viertel und (b) der Bereich Kinder und Jugendliche.
Federführung: Fachbereich Kinder, Jugend und Familie der Stadtverwaltung mit der dort angesiedelten Koordinierungsstelle „Mo.Ki“ (vgl. Stadt Monheim am Rhein 2009).
Leitziel: Dieses bildet die Basis der kommunalen Präventionsstrategie und lautet, „möglichst vielen Kindern eine erfolgreiche Entwicklungs- und Bildungskarriere eröffnen und sichern“. Erreicht werden soll das unter anderem über folgende Teilziele: (a) Abbau des Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg, (b) Kindern im belasteten Stadtgebiet eine bessere Chance auf Bildung, Erziehung und Förderung sowie ein selbstbestimmtes Leben in der Zukunft eröffnen, (c) ein Frühwarnsystem einschließlich Angebote der frühen Förderung/Hilfe etablieren, (d) eine bessere Verzahnung von Gesundheits-, Kultur-, Schulbereich und Jugendhilfe erreichen sowie (e) Nutzung aller in der Kommune vorhandenen Ressourcen.
Strategie: Aufbau einer Präventionskette mit fünf Bausteinen der Begleitung „Von der Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“ und die sie tragenden Netzwerke. Im Zentrum steht die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
Bausteine: Bislang sind drei entwickelt und erprobt respektive in der Erprobung:
Vernetzung: Durch systematische Steuerung der Stadt wurde ein Netzwerk geschaffen, für das unter anderem typisch ist:
Wirkungen: Solche lassen sich auf drei Ebenen verorten und empirisch belegen.
Seit kurzem sind Zahlen zur Bildungsteilhabe der Kinder aus dem sozial belasteten Quartier ausgewertet (vgl. Abb. 2.). Der Vergleich zwischen Gesamt-Monheim und dem Berliner Viertel lässt die noch immer deutlich schlechteren Übergangsquoten der Berliner Viertel-Kinder zum Gymnasium bzw. zur Integrierten Gesamtschule (siehe Querstriche) erkennen. Der Vergleich der Zahlen des Berliner Viertels wiederum zeigt, dass hier immer mehr Jungen und Mädchen zum Gymnasium (30,4 % auf 37,9%) oder zur Integrierten Gesamtschule (13,1 % auf 19,7 %) wechseln.
Abb. 2: Monheim am Rhein: Schulübergänge von der Primat- zur Sekundarstufe I
– 2007 bis 2010 (in %)
Problemdruck: Im Dezember 2009 lebten in Nürnberg rund 22 Prozent der unter 15-Jährigen von Hartz IV-Leistungen. Damit hält die Stadt weiterhin eine Spitzenposition unter den bayerischen (Groß-)Städten.
Der Nürnberger Ansatz – Leitziele, Philosophie und Strategien
Einbindung in die Stadtentwicklung: Der „Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Jugend-, Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik in Nürnberg“ beschreibt die Zielsetzungen und den Handlungsbedarf in verschiedenen Leitlinien. Bedeutsam sind vor allem Leitlinie 4 „Armut verhindern und bekämpfen“ in Verbindung mit Leitlinie 1/2 „Familie stärken, Erziehung unterstützen, Bildung ermöglichen“ und Leitlinie 3 „Rechte von Kindern und Jugendlichen durchsetzen“. Hinzukommt noch Leitlinie 9 „Integration leben“.
Federführung: Referat für Jugend, Familie und Soziales (andernorts vergleichbar einem Dezernat) und dem dort angesiedelten Referat „Armutsprävention“ (vgl. Hopfengärtner 2008).
Leitziele: Als solche sind handlungsleitend:
Philosophie, zentrales Instrument und Programm: Vorhandene Ressourcen und Maßnahmen werden genutzt, um durch Neuausrichtung und/oder Erweiterung einer möglichst großen Gruppe von Betroffenen passgenaue Hilfen anzubieten. Im Zentrum steht der „Nürnberg-Pass“. Er ermöglicht allen bedürftigen Bürger/-innen den Zugang zu ermäßigten und kostenlosen Leistungen. Er ist zugleich auch das zentrale Instrument der Stadt, um den Zugang zu Leistungen der Armutsprävention und -bekämpfung zu steuern. Das Angebot des Passes wird Schritt für Schritt um Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien erweitert werden (vgl. Stadt Nürnberg 2008b). Die Entwicklung der Nutzerzahl bei den Jungen und Mädchen ist seit 2008 beachtlich (vgl. Tab. 2).
Tab. 2: Entwicklung der Zahl der Kinder mit Nürnberg-Pass – 12/2008 bis 12/2009
Jahr |
Anzahl |
Häufigkeit |
Dezember 2008 |
7.138 |
100,0 % |
Dezember 2009 |
8.557 |
119,9 % |
Veränderung |
+ 1.419 |
+ 19,9% |
Quelle: Stadt Nürnberg- Sozialreferat: Jahresbericht 2010: S. 41.
Darauf ausgerichtet wurde ein sehr differenziertes und umfangreiches Arbeitsprogramm zur Bekämpfung von Kinderarmut entwickelt (vgl. Stadt Nürnberg 2008a). Es soll den Weg zu einem bedarfsorientierten, finanzierbaren und wirksamen Maßnahmenpaket der Bekämpfung von Kinderarmut aufzeigen, wobei es nicht um neue Sondermaßnahmen, sondern um die gerechte Teilhabe am bestehenden Angebot geht. Dafür sollen neben der Kommune weitere „Finanziers“ – neben den öffentlichen auch bürgerschaftliche Geber – eingebunden werden. Schließlich wird die Kooperation der beteiligten Dienste auf den Prüfstand gestellt, um Verbesserungen zu erreichen, damit die Zielgruppen nicht durch die Maschen des Netzes rutschen, und die Kinder und Jugendlichen vor allem nicht an den biografischen Übergängen verloren gehen.
Oberste Priorität haben der (a) Ausbau der Infrastruktur (z.B. Ausbau der Frühen Hilfen, Ausbau und Weiterentwicklung der KiTas, Ganztagsschulen, Angebote der Eltern- und Familienbildung) sowie (b) die Unterstützung und Ermöglichung qualifizierter Erwerbstätigkeit der Eltern (z.B. Vernetzung zur ARGE, Alphabetisierungs- und Grundbildungskurse, Qualifizierung aller Art). Dem schließen sich konkrete Handlungsfelder kommunaler Verantwortung für Kinder an, die nachfolgend im Überblick genannt sind. Allein der Wortlaut lässt die Kindperspektive erkennen.
Zu jedem Feld ist eine Anzahl unterschiedlicher Maßnahmen benannt, die entweder bereits bestehen oder schrittweise eingeleitet werden. Einige Zahlen dazu: Die Zahl der Kinder, die einen Zuschuss zum Mittagsessens erhalten, stieg innerhalb von eineinhalb Jahren von rund 1.500 auf weit über 4.000 (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Nürnberg: Entwicklung der Zuschüsse zum Mittagessen – 2008 bis 2009 (abs.)
Weitere Erfolge finden sich in den Feldern „Teilnahme an Ferienerlebnissen sowie Sport und Bewegung“.
Schließlich ist in dem oben zuletzt genannten Handlungsfeld – der Evaluation – die kontinuierliche Ergebnis- und Zielerreichungsprüfung angesprochen, um bei Bedarf eine zeitnahe Feinjustizierung im laufenden Prozess vornehmen zu können. Eine Befragung von rund 500 Eltern mit Nürnberg-Pass wurde zur Frage ihres Bewältigungshandelns und der Nutzung vorhandener Hilfen durchgeführt (vgl. Wüstendörfer 2008). Diese Studie ist bisher bundesweit einmalig und liefert nicht zuletzt deshalb einen wichtigen Beitrag für die Armutsforschung. Ebenso sind die zuvor skizzierten Einzeldaten die Auswertungsergebnisse der laufenden Berichterstattung des Sozialdezernates.
Zu b)Komplexe Teileinsätze – Oder: Wie versucht Wiesbaden die Bildungsteilhabe für alle zu sichern?
3.1.3 Der Wiesbadener Ansatz – Ansatzpunkt, Leitziele und Schwerpunkte
Problemdruck: Im April 2009 lebten rund 24 Prozent oder knapp 10.000 unter 15-jährigen Wiesbadener Kinder von Hartz IV-Leistungen (vgl. auch Hock et al. 2010).
Ansatzpunkt: Das Leitbild der Stadt lautet „Bildung für alle“ und rückt ausdrücklich Kinder aus sozial benachteiligten Familien in den Vordergrund. Gerade sie benötigen Unterstützung durch öffentliche Angebote, um den Weg in eine eigene finanziell abgesicherte Lebensführung und eine tragfähige persönliche Autonomie zu erreichen. Entsprechend müssen sich – so der Wiesbadener Ansatz – öffentliche Ressourcen auf die Reduzierung ungleicher Bildungschancen konzentrieren.
Federführung: Amt für Soziale Arbeit mit der Abteilung Grundsatz und Planung.
Abb. 4: Bildungslandschaften vor Ort
Quelle: Hock 2008.
Leitziel: „Bildung für alle“ übersetzt in kommunales Handeln bedeutet für die Stadt Wiesbaden die „Sicherung der Bildungsteilhabe für alle“. Dazu bietet sich primär die Kinder- und Jugendhilfe an, denn sie ist in allen Altersphasen und an allen Orten präsent (vgl. Abb. 4).
Zielgruppen: Anhand von Basisindikatoren der städtischen Sozialplanung sind drei Gruppen bildungsbenachteiligter Kinder identifiziert: Heranwachsende in Haushalten, (a) deren Einkommen unterhalb der Armutsgrenze liegt, in denen (b) kein Elternteil erwerbstätig ist sowie in denen (c) kein Elternteil selbst einen schulischen (Sekundarstufe II) oder beruflichen Bildungsabschluss hat.
Zur Identifizierung von Risikogruppen und deren Förder-/Unterstützungsbedarfe wird die kommunale Sozialberichterstattung genutzt (vgl. Hock/Brülle 2006). Dazu zählen die
Die so ermittelten Erkenntnisse dienen der bedarfsgerechten Platzierung öffentlicher Angebote in den einzelnen Quartieren und sind Grundlage für städtische Konzepte oder Programme.
Programme und ausgewählte Ergebnisse: Ausgehend von der Leitfrage „Wie werden die Chancen ‚unserer‘ Kinder und Jugendlichen am nachhaltigsten beeinflusst?“ wird seit längerem ein systematisches Engagement unter anderem in zwei Schwerpunkten realisiert[5]:
Zwischenzeitlich werden sozial benachteiligte Eltern systematisch informiert (z.B. über SGB II-Ansprüche, Möglichkeiten eines KiTa-Besuches ihres Kindes). Ihnen werden spezifische Angebote unterbreitet, beispielsweise ein speziell entwickelter Spielkreis mit Elternbildungsangeboten. Durch frühzeitige Ansprache und vertrauensvolle Begleitung soll die elterliche Versorgungs-, Erziehungs- und Förderkompetenz gestärkt werden. In nächster Zukunft wird die Weiterentwicklung der Wiesbadener KiTas zu „Kinder-Eltern-Zentren“ (andernorts Familienzentren) begonnen.
Die Herausforderung liegt darin, Schulabgänger/-innen, die trotz intensiver Förderung eher wenige Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt haben, eine Perspektive zu bieten. Erster Ansatzpunkt im Programm ist die Schulsozialarbeit an neun Haupt- und Gesamtschulen, wodurch rund 80 Prozent der Schüler/-innen erreicht werden. Dort sind in der Regel jeweils drei Fachkräfte der Schulsozialarbeit tätig, die seit 2007 das Kompetenz-Entwicklungs-Programm für Schüler/-innen ab der achten Jahrgangsstufe umsetzen. Dazu zählen (a) Erarbeitung eines Schülerprofils durch Klassenlehrer/-in und Schulsozialarbeiter/-in, (b) verbindliche Vereinbarung von zusätzlichen Qualifizierungsangeboten sowie (c) Begleitung und Nachbetreuung von noch nicht ausbildungsreifen Hauptschulabsolvent/-innen in das nachfolgende Übergangssystem.
Mit dem Programm ist es gelungen, nahezu alle benachteiligten Jugendlichen zu erreichen, sie in parallel zu den schulischen Angeboten angesiedelten Fördermaßnahmen zu integrieren sowie die Eltern einzubinden und die institutionellen Schnittstelle zu dem der Schule nachfolgenden Übergangssystem weniger reibungsvoll zu gestalten. Vor allem die Eltern zeigen eine hohe Motivation zur Teilhabe: 90 Prozent konnten im ersten Durchgang des Programms persönlich beteiligt werden. Die Kompetenzen und Schulleistungen der Schüler/-innen wiederum haben sich deutlich verbessert (vgl. Hock/Brülle 2010).
Weiterhin liegt seit kurzem ein Sozialbericht zur Armut von Kindern, Jugendlichen und Familien in Wiesbaden vor. Darin sind die sozialräumlichen Verteilungsdaten, die Folgen von Armut auf die schulische Bildungsteilhabe – insbesondere beim Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe I – und die außerschulischen Möglichkeiten der Kinder sowie die Erwerbssituation der Eltern analysiert. Darüberhinaus – und das ist heute noch immer selten in einer kommunalen Berichterstattung – ist ein Handlungskonzept mit zentralen Leitlinien und konkreten Maßnahmen der Armutsbekämpfung für die Kommune formuliert (vgl. Hock et al. 2010).
Die beschriebenen Beispiele für kindspezifische Präventionsansätze machen die kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten und konkrete Handlungserfolge deutlich: Kindbezogene Armutsprävention ist machbar und erfolgreich, das belegen zwischenzeitlich mehr und mehr Kommunen.
Kindbezogene Armutsprävention erfordert eine strukturelle Verankerung, eine systematische Umsetzung und eine funktionierende Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure zwischen und auf allen staatlichen Ebenen. Den am weitesten gediehenen Ansatz bietet derzeit Nordrhein-Westfalen mit seinem Konzept des „Runden Tisches – Hilfe für Kinder in Not“ (vgl. Landesregierung NRW 2009a). Ebenso ist das Land Rheinland-Pfalz in einer intensiven Diskussion mit den Kommunen.
Kindbezogene Armutsprävention – aber nicht nur sie – ist ein Prozess, mit kurz-, mittel- und langfristigen Schritten. Sie benötigt Ausdauer im Sinne eines langen Atems und sichert damit zugleich unendlich viele Erfolge auf dem Weg hin zur Gestaltung von Entwicklungs- und Zukunftschancen für jede/n Heranwachsenden. Sie ist der Ausdruck „öffentlicher“ Verantwortung von Bürger-/innen gegenüber jungen Menschen zwischen 0 und 18 Jahren.
Alt, Christian (Hrsg.) (2008): Kinderleben – Individuelle Entwicklungen in sozialen Kontexten. Persönlichkeitsstrukturen und ihre Folgen. Bd. 5. Wiesbaden.
APuZ (2009) = Aus Politik und Zeitgeschichte – Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“: Ungleiche Kindheit. H. 17. Bonn. Verfügbar Online (Abruf 10.08.2010): http://www.bpb.de/files/54JFER.pdf.
Arbeitskreis Armut und Gesundheit Niedersachsen; Regionaler Knoten Niedersachsen (2008): Strategien gegen Kinderarmut. Hannover.
Armbruster, Meinrad (2006): Eltern-AG – Das Empowerment-Programm für mehr Elternkompetenz in Problemfamilien. Heidelberg.
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[1] Die AWO-ISS-Langzeitstudie formuliert den theoretischen Rahmen und die operativen Bedingungen, um das Kindergesicht der Armut in seiner Mehrdimensionalität greifbar werden zu lassen. Wird von Armut bei Kindern gesprochen, dann gilt: (1) Ausgangspunkt ist Einkommensarmut, (2) das Kind lebt in einer einkommensarmen Familie, (c) es zeigen sich kindspezifische Erscheinungsformen von Armut in Gestalt von materieller, kultureller, gesundheitlicher und sozialer Unterversorgung, (d) die Entwicklungsbedingungen des Kindes sind beeinträchtigt, wobei dies ein Aufwachsen mit Benachteiligungen oder in multipler Deprivation umfassen kann sowie (e) die Zukunftsperspektiven des Kindes sind eingeschränkt (vgl. Holz et al. 2006).
[2] Vgl. FN 1.
[3] Gesundheit und Wohlbefinden hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Abgesehen von Alter, Geschlecht und Erbanlagen sind die meisten dieser Faktoren beeinflussbar. Göran Dahlgren und Margret Whitehead (1991) haben die verschiedenen Ebenen dargestellt, auf denen diese Faktoren wirken: 1. Ebene: Persönliche Verhaltens- und Lebensweisen, 2. Ebene: Unterstützung und Beeinflussung durch das soziale Umfeld, 3. Ebene: Lebens- und Arbeitsbedingungen und 4. Ebene: wirtschaftliche, kulturelle und physische Umweltbedingungen.
In der Gesundheitsförderung und Prävention werden zwei Zielrichtungen unterschieden: a) Maßnahmen, die individuelle Faktoren verändern sollen, z.B. Kurse für gesundes Ernährungsverhalten oder Raucherentwöhnung, werden als verhaltensbezogen bezeichnet. b) Maßnahmen, die Faktoren verändern sollen, die von außen auf das Individuum einwirken, werden als verhältnisbezogen bezeichnet (vgl. BZgA/Gesundheit Berlin-Brandenburg 2009).
[4] Vgl. zur Rolle der Kommunen in Fragen von Armut und Integration z.B. Hanesch 2001.
[5] Eine Übersicht der verschiedenen Analysen und Konzepte ist Online verfügbar, vgl. http://www.wiesbaden.de/loader.php?menue=/die_stadt/sozial_fam/menue.php&content=/die_stadt/sozial_fam/soz_planung/jugenhilfe_neu_shop.php.